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GAK
- Exhibition at Gesellschaft für Aktuelle Kunst, Bremen
Iraq dialogs
installed in PUBLIC SPACE
gak
2 - INDIVIDUAL WORKS - reading frantz fanon... arabic.. (bush lingo
drawings)
gak
3 -INDIVIDUAL WORKS - news papers...
gak
4 -INDIVIDUAL WORKS - seminars/lectures
about this
exhibition
texts: (German) Verfeinerte
Informationen - Versteinerte Politik / (English)
Refined Information and Petrified Politics, 2003
Interviews with Iraqi Dialog Partners:
Finjan Binan and Ahmet
Baban
preparatory visual
works can be seen at the bottom of the page
INTERVIEW RAINER GANAHL - AHMET BABAN,
Bremen, Sept 2004
Frage: Guten Abend, Herr Ahmet Baban.
Wenn ich Sie fragen darf... Können Sie ein bißchen von sich
erzählen? Wo sind Sie geboren?
Antwort: Ich bin im Nordirak geboren, Stadt Munszik. Und ich gehöre
kurdische Volksangehörigkeit aus dem Irak, das heißt ich gehöre
zu der... Im Irak leben Araber-Mehrheit und kleine Minderheit Kurden.
Und ich gehöre zu dieser kleinen Minderheit.
F: Und wie war das Leben für Sie im Irak als Kurde, als Minderheit?
A: Damals war sehr schwierig. Mußten wir unter Diskriminierung leiden
und haben wir kaum Rechte gehabt und für gesamte Volk im Irak und
beziehungsweise die Kurden auch haben eine Menge Repressalien erlebt.
F: In welchem Zeitraum bewegen wir uns jetzt? In welchen Jahren?
A: Jetzt in 2003.
F: Nein, ich meine, damals war das, als Sie dort aufgewachsen sind...
in den 60er Jahren? In den 70er Jahren?
A: In den 60er, 70er Jahren und Anfang 80er. Ich bin bis 1982 im Irak
gelebt und im Jahre 1982, während des Krieges Iran Irak, bin
ich geflohen.
F: Waren die Repressalien gegen die Kurden auch schon vor Saddam Hussein
groß?
A: Vorher auch, aber bei Saddam Hussein ist schlimmer und brutaler geworden,
weil während Saddams Zeit - oder während der Regierung von Hussein
- gab es mehrere aufständische Bewegungen auf der Seite der Kurden
und wurde deswegen brutaler, um eine Art Gegenmacht gegenüber die
kurdische Aufstände.
F: Hat sich das auch verschlimmert durch den IranIrak-Krieg?
A: Ja, weil viele kurdische Parteien waren parteiisch, haben mehr oder
weniger auf Seite Iran. Aus politisch-taktischer Überlegung, aber
da hat es mehr Schaden für Kurden gebracht und wurden die Kurden-Bevölkerung
bestraft, wegen dieser politischen Entscheidung für viele kurdischen
Parteien.
F: Wurden da auch Chemikalien... Wurde da auch eine chemikalische Kriegsführung
angewandt?
A: Ja, besonders 1988. Ich war nicht da, aber eine kurdische Stadt (?)
wurde bombardiert, über 5000 Bewohner wurden umgebracht. Und war
die Strafe für die Kurden, die auf Seite Iran standen damals.
F: Und haben Sie... Konnten Sie damals studieren, bevor Sie flüchteten?
A: Ja. Ich habe vorher im Irak studiert.
F: Und darf ich fragen, was Sie studiert haben?
A: Ich habe Verwaltungstechnik studiert.
F: Und Ihre Eltern, konnten die auch fliehen?
A: Nein, meine Eltern konnten nicht fliehen. Ich war ein bißchen
politisch und zweitens als Wehrdienstverweigerer und das war für
mich keine Möglichkeit, dort zu bleiben.
F: Das heißt, Sie sind das einzige Familienmitglied, daß geflüchtet
ist?
A: Damals ja. Aber während der Zeit, eine Schwester auch ist geflohen
und andere Verwandte zweiten Grades, Cousine.
F: Wie viele Geschwister haben Sie?
A: Zwei Geschwister. Zwei Schwestern. Und einen Bruder, ist früh
durch Unfall gestorben, aber ich habe noch zwei Schwestern.
F: Können Sie vielleicht etwas erzählen, wie die Flucht war.
A: Die Flucht war sehr schwer und sehr abenteuerlich. Mußte ich
zu Fuß die Grenze überqueren, bis zum Iran, das war zwei Tage
lang über die Gebirge fliehen. Auf offiziellem Weg gab keine Möglichkeit.
Als Wehrdienstverweigerer konnte ich nicht solche Sachen und gleichzeitig
als Kurde war problematisch. Mußte ich zu Fuß bestimmte Stellen
überqueren, wo nicht überwacht wird und dann ist... dort im
Iran habe ich zur Polizei zu gehen und mußte ich da sagen: Ich
bin Flüchtling aus dem Irak. Dort im Iran war ich ein Jahr
geblieben und da gab es keine Möglichkeiten, wegen Sprachschwierigkeit
und wegen dieser... infrastrukturellen Bedingungen, Lebensbedingungen
konnte ich dort nicht länger bleiben. Und vom Iran aus bin ich nach
Europa geflohen.
F: In welches Land?
A: Erstmal Bulgarien. Da gab es damals nur Länder mit Irak zusammen
gut gearbeitet, das waren damals sozialistische Länder, Bulgarien
und Sowjetunion. Und hatte ich nur Visa für diese Länder - Tourist
Visa - bekommen und dort konnte ich... dorthin fliehen als Tourist.
F: Und wie ist es Ihnen dort ergangen als Tourist?
A: Das war sehr gefährlich, weil die Beziehungen zwischen Bulgarien
damalige und damalige Regierung sehr gut waren und ich habe Angst gehabt,
daß wir an die Regierung, an Konsulat oder Botschaft, geliefert
werden. Und mußten wir in sehr Angst leben, bis wir einen Schleuser
gefunden oder jemand, der Flugticket für uns besorgt hat, daß
wir in Deutschland oder Schweden...da gab es zwei Möglichkeiten,
Flugtickets zu kaufen. Und ich hab... mein Geld nur reichte für Deutschland.
Und Flugticket gekauft. Ich bin in Frankfurt gelandet und dort Asylantrag
gestellt.
F: Und wie wurden Sie in Frankfurt empfangen?
A: Sehr schlecht. Diskriminiert, beschimpft: Warum sind hier?.
F: 1982? Schon 1982?
A: Ja. Einige waren gut, aber ich erinnere mich, das waren die zwei Polizisten,
die, als wir gesagt: Wir sind zum Asyl hier, und da haben
die unmenschlich uns behandelt und wir mußten einen Tag warten,
bis ein Dolmetscher kommt. Und das war auch sehr ängstlich. Wissen
wir nicht, ob wir abgeschoben werden oder nicht, und das war für
uns damals als Kurde, als Wehrdienstverweigerer, das war für uns
der sichere Tod oder mindestens lange Jahre Haft.
F: Haben Sie diese Flucht alleine begangen oder waren Sie mit anderen
Leuten zusammen?
A: Wir waren zwei, drei Freunde, die unterwegs uns getroffen haben. Das
war einer aus Iran und einer aus Bulgarien... wir uns getroffen haben.
Wir waren drei Leute.
F: Und kannten Sie diese Personen vorher schon? Und haben Sie zu denen
heute noch Kontakt?
A: Ich hab... einer ist Kontakt und der andere weiß ich nicht, kein
Kontakt mehr.
F: Sie sind dann... Was für Sprachen konnten Sie zu dem Zeitpunkt?
Konnten Sie Englisch sprechen?
A: Ja, damals konnte ich ausreichend Englisch sprechen und Arabisch, meine
Schulsprache und Ausbildungssprache. Und Kurdisch, meine Muttersprache.
F: Und wie ging es dann in Frankfurt weiter?
A: Dann ist dort wieder... zum Flüchtlings- oder Übergangsheim
also Asylantenheim, oder Heim für Flüchtlinge
untergebracht und dort war enger Raum immer und 8 Leute, mit Afrikaner
und andere Nationalitäten, das war ein... Mußten wir sehr schwierige
Bedingungen, aber trotzdem waren froh, daß wir in Sicherheit sind.
Und danach, zwei-, dreimal wurden nochmal umverteilt in andere Bundesland,
nach Saarland, das ist an der Grenze zwischen Frankreich. Wurde ich dahin
umverteilt.
F: Und wie lange blieben Sie dann im Saarland?
A: Zwei Jahre. Und bis ich anerkannt wurde. Und während dieser Zeit
habe ich angefangen, Deutsch zu lernen und privat Schule besuchen, selbst,
weil nach Asylgesetz darf ich nicht studieren, darf ich nicht arbeiten,
darf ich nicht Deutsch lernen, bis ich... mein Status geklärt wird
eigentlich. Und... aber in der Zwischenzeit habe ich ein bißchen
Geld bei sich gehabt und habe ich mit diesem Geld Deutsch gelernt, in
Privatschule.
F: Und als dann Ihr Status anerkannt wurde, wie ging es dann weiter?
A: Dann habe ich angefangen zu studieren.
F: Was haben Sie studiert?
A: Von Anfang Wirtschaft studieren, aber ich hatte nicht gut Fortbildung
gemacht und danach... Und dann habe ich Sozialpädagogik studiert
zuende. Von Anfang des Studiums Sozialpädagogik in Bremen.
F: Sie sind in Bremen geblieben?
A: Anfang... studiert... Am Anfang habe ich im Raum Saarland hier studiert,
Wirtschaft, und dann wußte ich, das bringt nichts mit meinem Alter,
weil ich Mitte 30 war, als ich anfing, Wirtschaft zu studieren und dann
nachher... keine Hoffnung mehr, noch eine Stelle zu finden. Aber später
habe ich mich für Sozialpädagogik entschieden, und dann als
Ausländerberater, bin ich jetzt in diesem Bereich tätig.
F: Und als was arbeiten Sie heute?
A: Als Familienhilfe bei ausländischen Familien. Und bin ich indirekt
beim Jugendamt tätig.
F: Wie sieht die Situation heute aus für Flüchtlinge? Wäre
es Ihnen heute auch gelungen, nach Deutschland zu kommen?
A: Sicher schwieriger. Für Iraker ist es katastrophal, wenn alles
seit letzter Ereignisse Eroberung von Amerikaner ist die
Situation für Flüchtlinge sehr schlecht geworden. Es werden
alle Verfahren eingefroren und es werden noch beantwortet oder neue Fall
bearbeitet. Und das heißt warten, warten.
F: Gibt es viele irakischen Flüchtlinge hier? Wie sind die hierher
gekommen?
A: Die meisten durch Schleuser, Organisationen, über die Türkei,
oder über Italien. Es ist nicht wie vorher, vor 20 Jahren, da gab
es kein Schleusernetz oder sowas. Jetzt ist es eine Art Großunternehmen,
die in der Türkei werben für Flüchtlinge, die nach Europa
kommen. Und die nehmen viel Geld und manche werden betrogen, unterwegs
im Stich gelassen oder im Boot gelassen im Meer. Und das ist riskant geworden
und tragisch. Und unmenschlicher geworden als zu meiner Zeit.
F: Und Ihre Klienten, sprechen die auch über die Art und Weise, wie
sie hergekommen sind?
A: Ja, die Menschen können nicht richtig äußern, haben
Angst. Nach Asylbewerbergesetz muß man genau detailliert sagen,
über welche Länder hier bist du gekommen. Und wenn du zufällig
sagst: Ich bin über Polen gekommen oder Österreich,
dann mußt du sofort zurück zu Österreich. Und deswegen
haben Angst detailliert zu erzählen. Manche haben nicht genug Geld
mit Flugzeug kommen, nur mit LKW, oder so. Und das ist auch sehr schwierig
erstmal vom Transport her, das ist schwieriger und miserabler geworden
und gleichzeitig Asylbewerber... Asylgesetz auch ist sehr schlecht geworden.
Muß genau sagen, oder mußt du... nur unter bestimmten Bedingungen
hast du Chancen, anerkannt zu werden.
F: Und wie viele Leute haben Sie als Klienten? Mit wie vielen Leuten arbeiten
Sie zusammen?
A: Früher habe ich im Asylanten- und Flüchtlingsheim gearbeitet,
da waren es über 50, 60 Leute. Das ist Familien Kinder. Und ich hab
aber jetzt... ich arbeite im anderen Bereich, das ist nur familiengezielt,
betreuen die Probleme mit den Kindern, Schule, übliche, die kriminell
werden, sowas. Ich habe vier Familien und jede Familie ist unterschiedlich.
Eine hat 8 Kinder, eine Familie hat 3 Kinder, eine 5 Kinder. Das ist unterschiedlich,
gesamt über 20 Leute betreue ich.
F: Gibt es eine Hoffnung für diese jungen Leute?
A: Einige zu spät, weil von vorneherein wurden sie vernachlässigt
auf Seite der Stadt, oder Regierung oder Behörde in Deutschland.
Und die andere Seite ist auch die Orientierungslosigkeit, weil viele Eltern
zu dieser... haben ihre Hoffnung... hoffen zurück zur Heimat, und
durch diese Hoffnung zurückzukehren immer nur kurzfristig planen
konnten. Ein bißchen arbeiten, ein bißchen schwarzarbeiten,
bißchen arbeiten, damit sie Geld verdienen und sparen und dann nach
Hause. Aber es ist nicht realisiert worden und diese Orientierungslosigkeit
und dieses Durcheinander kurzfristig planen das hatte eine
Menge Nachteile für Familienplanung, für Erziehung, die Kinder.
Und viele Kinder leiden unter dieser Situation, dieser Unsicherheit. Hierbleiben
oder abgeschoben werden, hin und her. Die sind Opfer dieser Situation.
F: Auch die Armut, die dann zur Kriminalität führt.
A: Ja, Armut, Kulturschock. Daß sie manchmal denken Schnell
an Reichtum kommen, denken, durch diese Medien, Werbung und alles.
Und das ist ein bißchen... das ein bißchen manipuliert wird
oder ein bißchen Hoffnungen erweckt, daß sie schnell werden
reich. Oder die schönen Autos sehen, die sie nie in der Heimat gesehen
haben, schöne Sachen sehen. Und das ist ein bißchen verführerisch.
Und wenn eine Familie unsicher ist und keine Zeit mehr für Kinder
hat und die Kinder immer... die versuchen auf eigene Kraft oder auf eigene...
Überlegungen Blödsinn zu machen. Und dieser Fall ist... kriminell
ist leicht nachmachen als gute Ausbildung zu machen.
F: Und was passiert mit den Jugendlichen, die kriminell werden und in
einem unsicheren und keinen de facto akzeptierten Aufenthaltsstatus haben?
A: Es ist meistens Jugendliche, die landen im Knast oder im Gefängnis
und das auch... es ist Teufelskreis und von vorneherein konnte nicht...
keiner richtig Deutsch lernen. Kein richtiges Deutsch und können
nicht Schule abschließen und keine richtige Ausbildung. Keine Ausbildung
und dann ist keine... Und jetziger Arbeitsmarkt... die fachqualifizierten
Leute haben keine Arbeit und für die Ausländer, die kein Deutsch
sprechen und keine Ausbildung haben, dann ist null Chance. Und dann bedeutet,
muß irgendwie aus Langeweile was unternehmen. Und dieser Fall...
kriminell oder andere Sachen, und dann wieder zum Knast. Und manche Jugendliche
werden abgeschoben. Und manchmal die Familie auch mit. Und das ist auch
tragisch und wiederum in der Heimat auch keine Lösung. Die sind verloren,
weil manche sind über zehn Jahre in Deutschland, können kaum
Arabisch oder Türkisch oder Kurdisch, die haben hier hin und wieder
zuhause ein bißchen gebrochen Muttersprache gesprochen aber nicht
richtig gelernt haben, wie in der Schule Arabisch oder Türkisch oder
Kurdisch. Und Deutsch auch nicht. Die haben keine Mittel irgendwo in der
Heimat oder hier ein besseres Leben zu führen, im Sinne Ausbildung,
richtige Arbeit. Und die Eltern sind überfordert, die können
das nicht. Und das ist schwierig. Und die Stadt spart in bezug auf diese
Betreuung und Jugendpflege oder Jugendfreizeitheim. Und dann werden die
immer weniger und das wird schwierig für diese Jugendlichen.
F: Und wie haben Sie diese Irak-Krise erlebt? Wie erleben Sie die Situation?
A: Am Anfang war ich... Krieg, ich hab selbst Krieg erlebt und wie es
zerstört viele Sachen. Da sind Städte, wo früher waren
im Krieg Iran bombardiert und so, da war ich immer gegen Krieg. Aber als
ehemaliger Flüchtling von Saddam Hussein hatte ich immer Hoffnung
gehabt, vielleicht ist der Krieg eine Gelegenheit, um zu beseitigen. Aber
jetzt ist die Lage schlimmer geworden als besser. Früher wußten
wir, wer unser Feind ist, jetzt wissen wir nicht: wer ist der Feind auf
der Straße? Es ist Armut, Arbeitslosigkeit, Unsicherheit und es
sind eine Menge Probleme als vorher.
F: Haben Sie noch Familie im Irak?
A: Ja, meine Eltern wohnen immer noch im Irak. Im Nordirak, in Bagdad.
Mein Onkel und andere arbeiten und wohnen da, aber momentan unter sehr
schwierigen Bedingungen.
F: Können Sie mit den Familienangehörigen kommunizieren?
A: Nicht regelmäßig. Manchmal geht es, manchmal nicht, dann
hängt der vom Strom. Besonders in Bagdad, da ist nicht... mein Onkel
da, um zu telefonieren. Aber es ist nicht regelmäßig. Das hängt
dann von Strom und diese Fernmeldebedingungen... Verbindungen. Manchmal
klappt es, manchmal nicht.
F: Gibt es Lebensmittel?
A: Lebensmittel gibt es von UNO, wird verteilt. Aber ist auch... in manchen
Städten funktioniert es gut, in manchen Städten nicht.
F: Und wie haben Sie den... Hat die Familie gelitten, während des
Krieges direkt? Wurde jemand... kam jemand zu Schaden?
A: Das war in Bagdad. Ja, das war... meine Onkel haben erzählt, das
viele Gebäude zerstört, viele Autos zerstört und viele
Sachen. Und viele Nachbarn sind durch diese Bombardierungen verletzt worden
oder... Dann aber direkt in meinen Kreisen nicht.
F: Die westlichen Medien, die sprechen immer nur von ein paar hundert
amerikanischen Soldaten, die gestorben sind. Wir wissen sehr wenig Bescheid
über die Opfer auf der Seite der Iraker. Wissen Sie mehr Bescheid?
A: Ich habe nur von den Leuten gehört, es sind viele gestorben. Weil
es gibt keinen richtigen Staat, der Statistiken macht oder funktioniert.
Das ist... bei einem Gebäude, ist es zerstört, da sind vielleicht
ein paar Familien angemeldet, aber es gibt eine Menge Verwandte, Angehörige,
die nie angemeldet sind und die kommen aus anderer Stadt. Und deswegen
ist es nicht wie in Deutschland oder europäischen Ländern, es
sind alle hundertprozentig registriert. Und deswegen die Zahl der Toten
ist immer höher als vermutet.
F: Wie haben Sie die Medien in Deutschland erlebt? Also, die Berichterstattung,
die Medienberichterstattung.
A: Die deutsche war dieses Mal im Vergleich zum anderen Golf-Krieg, Kuwait-Krieg
oder so, vergleichbar viel besser und ein bißchen kritisch war gegenüber
Krieg. Und das war, finde ich, gut. Aber damals, am ersten Golf-Krieg,
für mich war nicht neutral, war einseitig auf der Seite der Amerikaner.
Und diesmal habe ich besser gefunden.
F: Und wie sind Ihnen dieses Material vorgekommen, daß ich Ihnen
vorgelegt habe? Diese amerikanischen Medien und Propagandaelemente. Also,
next target und diese ganzen... road to war, wie
ist Ihnen das vorgekommen?
A: Nein, das hab ich... Meinen Sie Presse oder wo... Medien?
F: Die ich Ihnen gezeigt habe, auf die Sie reagiert haben.
A: Das ist eine Sache, die mir... Propaganda, oder weiß ich nicht.
Ich konnte nicht das nachvollziehen, wie ist das so oberflächlich
über diese Sache, ohne das tatsächliche Leiden von der Bevölkerung
zu überprüfen, oder nachvollziehen, wie ist das. Aber da wurde
nicht genau analysiert oder nicht Leute gefragt, warum... ist das der
Krieg notwendig oder nicht. Und die Leiden von der Bevölkerung nicht
thematisiert. Und das ist auch wichtig und leider ist immer noch einseitig.
F: Geling es Ihnen, Ihren Eltern zu helfen? Können Sie von Deutschland
aus Ihren Eltern helfen? Ihrer Familie?
A: Ja, finanziell. Jede zwei Monate schicke ich Geld zu meinen Eltern.
F: Wie funktioniert das? Geht das über Banken oder über Kontakte?
A: Über Kontakte. Manchmal die Leute fahren da, ein paar hundert
gebe ich, das reicht für ein paar Monate, bis nächstes Mal Leute
dahinfahren.
F: Waren Sie... In der Zwischenzeit, seit Sie aus dem Irak ausgereist
sind, sind Sie wieder zurückgefahren?
A: Ja, zwei... ein-, zweimal war ich da.
F: Haben Sie jetzt die deutsche Staatsbürgerschaft?
A: Ja. Seit ich deutsche Staatsbürgerschaft habe, traue ich mich
das, da hin zu fliegen.
F: Und Sie hatten kein Problem?
A: Angst gehabt. Angst gehabt, aber es gab keine Probleme... Eher auf
türkische Grenze Probleme gehabt.
F: Welcher Art?
A: Daß es so viele Verzögerungen... Papiere zu erledigen, fünf
Stunden auf die Grenzposten warten und die gesamte Tasche mehrmals leeren,
wieder rein, raus... Und das ist eine Menge Sachen, die überflüssig,
oder ungerecht.
F: Sind Sie seit dem Krieg auch wieder in den Irak gefahren?
A: Nein.
F: Haben Sie es vor?
A: Würde ich gerne, aber seit dieser Bombenexplosion oder irgendwas,
ich traue mich nicht, weil es mir völlig unsicher ist. Und... ja,
und ich habe hier eine Arbeit und habe ich Angst, daß ich da hingehe
und nicht rechtzeitig wieder nach Deutschland komme oder bombardiert oder
irgendwas... unsichere Situation, traue ich mich nicht, dahin zu fliegen.
F: Gibt es noch irgend etwas, was Sie gerne sagen möchten, daß
ich Sie nicht gefragt habe?
A: Nein, soweit habe ich alles gesagt.
F: Dann bedanke ich mich für das Gespräch. Und darf ich das
auch dann zeigen? Also, im Zusammenhang der Ausstellung? Wir werden es
ungeschnitten zeigen.
A: Ja, das heißt, es ist ein Video?
F: Ja, genau, ein Video. Ja, vielen Dank für das Gespräch.
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