englsih text: (text written for kunsthaus
bregenz. in catalog)
Ganahl-Dütsch, oder?
I
Ganahl-DŸtsch, odr?
Rainer Ganahl, 1997
I.
KreditkartenÞrmen können zurecht in ihren Werbeclips mit der Tatsache
spielen, daß ihre Karten alle Sprachen verstehen »Its
Fluent in Every Language« (Visa), »Any Time, Anywhere, Any
Language« (Master Card). Hinzugefügt werden kann, daß
auch das,
was die Karten gegen eine Unterschrift eintauschen, selbst wenn die Schrift
unleser-
lich bleibt, in den meisten Fällen ebenso eine international verständliche
Sprache spricht. Waren und Serviceleistungen, Verkehrs- und Kommunikationsmittel
sowie deren Werbe- und Verkaufsßächen »sprechen dieselbe Sprache«,
das heißt gleichen sich weltweit immer mehr aneinander an. Je nach
Branche werden Produkte und Service von nur wenigen multinationalen Herstellergruppen
erzeugt und angeboten. Dort wo Unterschiede noch erkennbar sind, werden
diese oft als Tourismuskitsch verkauft
oder in ökonomisch-soziale, rassistisch-religiöse Vorurteile
übersetzt. Obwohl also
die Menschen der »ernährten« Welt anfangen, dasselbe
zu essen, in denselben Kleidern
zu gehen, dieselben Autos zu fahren, dieselben audiovisuellen Produkte
zu konsumieren, sich denselben Versicherungs- und Bankservices anzuvertrauen,
bleiben die sprachlichen Unterschiede weiterhin bestehen und dominierend.
Sprachen lassen sich nicht wie Waren oder Serviceleistungen kaufen. Soge-nannte
Fremdsprachen verlangen bis zur Beherrschung jahrelanges Lernen, von Kindern
genauso wie von Erwachsenen. Die Zeit des Spracherwerbs ist nicht die
Zeit von Kreditkarten, Flugtickets, TV-Programmen oder Einkaufszentren.
Sprachzeit
ist Lebenszeit. Sprachveränderungen bringen Lebensveränderungen
mit sich, wie umgekehrt einschneidende Lebensveränderungen zumeist
Sprachveränderungen bewirken. Jeder wächst zumindest mit einer
Sprache auf, die er je nach Erfahrung
und Umwelt erlernt und anwendet. Sprachen werden im Erziehungsalter meistens
in Schulen gelernt. Dort zählen das eloquente Sprechen der Landessprache
und das Erlernen von Fremdsprachen zu den wesentlichen Auswahlkriterien
für die Berufs-
und Studienwahl.
Sprachkompetenz entscheidet so über Sozial- und Lebenschancen und
situiert nicht nur junge Leute. Während des sehr schwierigen Übergangs
von der sowjetischen zur kapitalistischen Wirtschaftsordnung in Rußland
konnte ich 1991 und 1992 selbst beobachten, wie an der Sprachgrenze die
Hungergrenze verlief. Diejenigen, die eine Fremdsprache beherrschten,
hatten Kontakte zu Ausländern, deren harte Währung mehr als
nur hartes Brot bescherte. In den New Yorker sweat shops, wo billige Arbeite-
rinnen aus Südostasien oder Zentralamerika die Arbeits- und Gesundheitsgesetze
verletzen müssen, wird Englisch oft nicht verstanden. Millionen nach
Arbeit und gewaltfreien Lebensverhältnissen suchende Menschen, die
ständig in der Welt umherge-stoßen werden, sprechen meistens
die Landessprache nicht oder nur unzureichend
und erleiden deshalb zusätzliche Not. Das Nichtbeherrschen der Landessprache
rechtfertigt oft ungerechte Arbeits- und Lebensbedingungen. Auch in Vorarlberg
Þnden
sich am unteren Ende des Sozial- und Arbeitsspektrums vorwiegend Leute,
die kein oder nur ungenügend Deutsch sprechen können. Der Weg
von »Du arbeiten jetzt« zur sprachlichen und sozialen Integration
ist lang und bedarf mitunter Generationen.
Aber auch bei völliger sprachlicher Integration in den dorfeigenen
Dialekt bleiben oft Vorbehalte bestehen.
Sprachen haben neben der sozialen auch eine nationale Bedeutung. Sie schaffen
Identität. Die politisch verwürfelten deutschsprachigen Länder
des 19. Jahrhunderts konnten mit Ausnahme Österreichs und
der Schweiz durch die Gemeinsamkeit der deutschen Sprache und durch
die Schaffung einer Deutschen Literatur, einer Deutschen Kunst und einer
Deutschen Geschichte die politische Vereinigung antizipieren und schließlich
auch vor ungefähr 120 Jahren erzwingen. Damals vereinigte sich auch
Italien, dessen neue Staatsbürger in der Mehrzahl kaum Italienisch
sprachen. Die Französische Revolution brachte den Franzosen eine
politisch geeinte Nation und die Außage, der zufolge auch die restlichen
67% des Landes ausschließlich Französisch zu lernen und
zu sprechen hatten.1 Spanien, Belgien, Kanada, Ex-Jugoslawien und viele
asiatische
und afrikanische Länder haben diesen sprachlichen Vereinigungsprozeß
bis heute nicht geschafft.2 Absurde Konßikte und Diskriminationen, Bomben
und Kriege sind so Teil eines charakteristischen Vokabulars ohne sinnvolle
Grammatik.
Der Grund, warum Sprachen nicht ohne Gewalt und Zwang und sei es
nur ökonomischer und sozialer Zwang aufgegeben werden können,
hängt damit zusammen, daß Sprachen die gesamte individuelle
und kollektive Erinnerung der Menschen verwahren. Leben und Sinn vermitteln
sich im wesentlichen durch Sprache. Geschichten und Geschichte werden
erlebt, erzählt, geschrieben und sprachlich übertragen. Es liegt
deshalb immer im Interesse der politisch Dominierenden, ihre jeweilige
Sprache und Schrift dem Volk aus Gründen der Regierbarkeit vorzuschreiben,
eine Vorschrift, die sehr bald von einem Teil der neu Regierten als vorteilhaft
empfunden wird. Die Kolonialgeschichte ist so wesentlich auch eine Sprachgeschichte.
Spanisch und Portugiesisch werden in Südamerika gesprochen; Englisch
in Indien, Pakistan, Südostasien, Afrika, Nordamerika und Neuseeland;
Französisch in Afrika, Nordamerika und auf etlichen
karibischen Inseln, um hier nur mit dem Daumen sehr ungenau auf einige
dominante eurozentristische Kolonisationsspuren zu verweisen. Vergessen
werden sollte auch nicht die RussiÞzierung der halben Welt unter sowjetischem
Einßuß, wo heute zum
Teil erst mit Mühe lokale Sprachen wiedererlernt werden müssen.
Die RussiÞzierung machte nicht einmal vor Familien- und Eigennamen halt.3
Die Idee der Staatsgründung Israels lief Hand in Hand mit der Schaffung
des modernen Hebräisch.
Die Befreiungsmächte des Zweiten Weltkriegs brachten im westlichen
Teil Europas Englisch als Unterrichtsgegenstand in die Schulen, im östlichen
Teil Russisch. Französisch blieb durch die politische, militärische
und ökonomische Schrumpfung Frankreichs als Diplomatie- und Weltsprache
auf der Strecke. Wenn auf einer internationalen Konferenz in Tokyo oder
Seoul eine französische Teilnehmerin, die sehr wohl ßießend
Englisch sprechen kann, darauf besteht, daß sie ihren Vortrag auf
Französisch halten darf und man noch ein zusätzliches Übersetzerteam
bereitstellen muß, da
bis auf drei Personen im Saal niemand französisch versteht, so ist
das eine nostalgisch-postimperialistische Geste, die sprachlicher Vormachtstellung
und Arroganz nachtrauert. Englisch ist durch die historische Dominanz
des kolonialistischen Englands
und die heutige ökonomische, militärische, technologische und
politische Vormachtstellung der USA zur dominierenden Verkehrssprache
des Großteils der Welt geworden. Man darf jedoch nicht vergessen,
daß sowohl die USA als auch England beachtliche Geldsummen weltweit
für den Englischunterricht investieren. Ein geheimes Ziel dieser
Sprachpolitik liegt darin, Englisch als Lingua Franca auch im vielsprachigen
China und im vielsprachigen Rußland durchzusetzen. Das chinesische
Fernsehen bietet permanent Englischunterricht an. Auch in der viersprachigen
Schweiz avanciert Englisch zur Verkehrssprache. Die Praxis des Sprachunterrichts
geht weg von den Landessprachen hin zu Englisch, das als Wahlpßichtfach
von fast 90% der Schüler auf der Sekundarstufe gewählt wird.4
An der Sprache hängen Ökonomie, Technologie, Information, Kultur
und Unterhaltung gleichzeitig. Englisch ist das schwarze Gold, das den
Dollar nicht nur vom
Show-Business Hollywoods zur Wall Street und der Londoner Börse zum
Singen bringt, sondern weltweit an allen Treffpunkten und Tauschplätzen
schwingen läßt. Es ist
nicht bedeutungslos, daß seit langer Zeit die französischen
Chansons als internationales Exportgut ausbleiben, jedoch bald jedes Vorarlberger
und vietnamesische
Kind amerikanische Songs imitieren kann, um erst gar nicht von der Vorherrschaft
multimedialer Exportprodukte zu sprechen. Mit der steigenden Dominanz
des Internets
und des digitalen Welthandels von Information, Waren, Finanz- und Serviceleistungen
vervielfacht sich noch die Vorherrschaft der englischen Sprache als oft
fehlerhaft benutztes, vereinfachtes nationsloses Esperanto. Der sprachlich
hybride Umschlag dieser Publikation spielt mit diesem Faktum. Englische
Ausdrücke dringen als Fremdwörter in nahezu alle Sprachen ein,
so daß sich die Frage aufdrängt, ob es nicht auch
zu einem »sprachlichen Zusammenschluß« (linguistic merger)
kommen kann, was den wirtschaftlichen Fusionen von Daimler-Benz mit Chrysler
und der deutschen Börse
mit der Londoner gelegen käme. Nicht zuletzt läßt sich
die Tendenz erkennen, daß Englisch zur Wissenschafts- und Kommunikationssprache
weltweit avanciert, wie das
in vielen Ländern ansatzweise schon der Fall ist und in diversen
Disziplinen überall bereits praktiziert wird.5
II.
Innerhalb der Geographie einer Standardsprache existieren oft Dialekte
und phonetische Abweichungen, die Zeugnis von unterschiedlichen historischen
und sozialen Entwicklung ablegen. Dialekte und Idiome sind lokale sprachliche
Eigenwege, die oft nicht in ihrer Eigenständigkeit, sondern negativ
in ihrer Abweichung von der Norm begriffen werden. Dialekte bleiben in
den meisten Fällen ohne schriftlich festgesetzte Normierung. Sie
sind abhängig von der Masse ihrer Sprecher, deren sprachliche Identität
vorerst an eine regional begrenzte Mundart gebunden ist. Dialektsprecher
sind heute meistens mehrsprachig. Sie beherrschen neben ihrem örtlichen,
familiären Dialekt zumeist auch noch eine überregionale Umgangssprache
und eine standardisierte Schriftsprache. Die diversen Sprachebenen bleiben
wesentlich voneinander getrennt. Häusliches und örtliches Sprechen
unterscheidet sich vom verbalen
Austausch, den man in der Stadt, in anderen Regionen oder mit Vertretern
von überregionalen Institutionen Schule, Polizei usw.
unterhält. Das Wechseln der Sprachregister ergibt sich aus Gründen
der Verständlichkeit. De facto aber herrschen überall auch sprachliche
Zwänge vor, die den Sprechern Anpassung und Codebeherrschung abverlangen.
Sprachvielfalt und Sprachwechsel haben etwas Befreiendes und Bereicherndes,
wenn die diversen Sprachebenen wohl beherrscht werden. Allerdings läßt
sich überall die Tendenz beobachten, daß lokale Sprechweisen
und Mundarten von den jeweiligen Sprechern durch den Druck einer standardisierten
sprachlichen Mehrheit mitunter als stigmatisierend erlebt werden, was
erklärt, weshalb Dialekte verloren gehen. Es haftet ihnen etwas Begrenztes
an, weil der Dialekt nicht mit sozialer und erzieherischer Aufwärtsmobilität
assoziiert wird. Berufsgruppen mit nur örtlichen Bezugsrahmen sprechen
in der Regel den Ortsdialekt mit größerer Selbstverständlichkeit
als Leute, deren Interessens- und Kontaktradius überregional ausgerichtet
ist.
In Ballungszentren mit intensivem überregionalem Austausch und Verkehr
im Verbund mit Informationsvorteilen läßt sich ein nivellierender
Sprachwandel eher feststellen
als in Gegenden, wo die soziale und demographische Situation stabil ist
und Kommunikation nicht durch das ständige Auftreten von als privilegiert
empfundenen Anderssprechern verunsichert wird.
Dialekte charakterisieren sich nicht nur politisch-geographisch als »Regiolekte«.
Sie sind oft auch sozial bestimmt als »Soziolekte«. In den
meisten Fällen entwickeln sich daraus überregionale Umgangssprachen,
deren Sprecher sich mit einer bestimmten sozialen Position identiÞzieren.
In Vorarlberg, dem westlichsten, kleinsten und mit Bergen beglückten
Bundesland Österreichs, stoßen diverse lokale Mundarten mit
einem Soziolekt aufeinander. Bevor das Land erst relativ spät als
einheitliches Gebiet
zu Österreich kam, war es politisch unterschiedlich organisiert,
was ihm eine Dialektvielfalt bescherte. Mit der frühen und relativ
intensiven Industrialisierung des »Ländle«, was unter
anderem auch der Abwesenheit von starken Zunftordnungen und der Anwesenheit
einer armen, tüchtigen Berg- und Talbevölkerung zu verdanken
war, die
bis in das 20. Jahrhundert Kinderarbeit leisten mußte, entstand
eine kleine Fabrikantenklasse, die ihren eigenen Soziolekt entwickelte.
Diese vom Ortsdialekt abweichende Redeart wurde je nach Ortschaft entweder
nach Industriellenfamilien etwa Ganahl-Dütsch6 oder
metonymisch nach der bevorzugten Niederlassung dieser großbürgerlichen
Schicht an sonnigen Berghängen Bödele-Dütsch, Pfänder-Dütsch
benannt. Ganahl-, Bödele- oder Pfänder-Dütsch wurde
auch identiÞziert mit der Beamten-schicht, die im 19. Jahrhundert noch
bevorzugt vom restlichen Österreich geschickt wurde und die sich
ebenfalls vom Dialekt absetzte. Sprachlich hat dieser Soziolekt
seine linguistischen Quellen einerseits im Kontakt mit den schwäbischen
und bay-
rischen Anderssprechenden in den süddeutschen Textilschulen, andererseits
in den
aus Wien und anderen österreichischen Städten mitgebrachten
Umgangssprachen der höheren Beamten. Es wurden attraktiv empfundene
Standardformen fragmentarisch übernommen, selbst wenn diese Sprachformen
dort keine besondere Wertschätzung erfuhren. Die Effekte dieser hybriden
Minimalabweichungen vom Dorfdialekt sind markant, auch wenn sie von Deutschsprechern
aus anderen Regionen kaum unterschieden werden können. Diese geringen,
an soziale Klassen, soziale Praktiken und soziale Orientierungen gebundenen
sprachlichen »feinen Unterschiede«7 Þnden sich überall.
Sind sie auch überall Objekt der gegenseitigen Ausgrenzung, der Verachtung
und des Spottes.
In den Gesprächen, die ich für die Arbeit »Reda
Zur Vorarlberger Mundart«
aufgezeichnet habe, kommt dieses Bödele- und Ganahl-Dütsch immer
wieder als verachteter, verhaßter Sprachhabitus vor, den immer nur
die »anderen« sprechen, mit dem sich aber niemand selbst identiÞzieren
möchte. Hubert Matt karikiert ihn wie folgt:
»Da bin ich gwesen, da hab i kabt und denn sin wir mit dem Merzedes
nach Mailand gfahrn, um an Parmesan kaufn z gehn.« (Da war ich,
da hatte ich, und dann sind wir mit dem Mercedes nach Mailand zum Parmesaneinkauf
gefahren). Laut Matt wird Pfänderdütsch unter »Beamtentöchtern
und -söhnen oder Arztkindern« gesprochen. Er fährt fort:
»In einem gewissen Sinne ist es eine sehr artiÞzielle Vermischung
zwischen dem Bedürfnis, sich hochdeutsch zu artikulieren und dem
Unvermögen, es wirklich zu können, und andererseits, dem Bedürfnis,
dennoch sich im Dialekt auszudrücken.«
Wenn man vom sozialen Aspekt absieht und nur die Sprachgestalt dieses
verachteten Idioms selbst beobachtet, die Matt sehr zutreffend schildert,
so ist es sehr weit verbreitet und nicht mehr nur auf Villenviertel, Spitäler
oder Regierungsgebäude beschränkt. Bödele-, Pfänder-
oder Ganahl-Dütsch avanciert immer mehr als Vorform oder Ersatz für
das, was als österreichisches Standarddeutsch gehalten wird. Es leistet
immer mehr die Funktion einer dialektvarianten übergreifenden Umgangssprache
in Vorarlberg. Interessant daran ist weniger die Herausbildung einer solchen
Verkehrssprache an sich,
egal wie durchsetzt sie ist mit eigenen und als Standarddeutsch empfundenen
fremden Dialektformen, sondern wie durch diese sprachlichen Unterschiede
sozialer Druck
und Anpassung ausgeübt wird.
In den aufgezeichneten und lautsprachlich transkribierten vierzig Gesprächen
quer durch das ganze soziale und geographische Spektrum Vorarlbergs, »Reda
Zur Vorarlberger Mundart«, Þnden sich leider auch bezeichnende
Beispiele von sozialer und geographischer Arroganz und Verachtung gegenüber
den diversen Anderssprechenden in Vorarlberg, deren Unterschiede zum Sprecher
für Außenstehende kaum vernehmbar sind. Bestimmte Talschaften
und die große Ortschaft Lustenau kaum 15 Kilometer entfernt
von der Landeshauptstadt Bregenz werden immer wieder explizit verspottet,
ganz zu schweigen von der abwertenden Einschätzung der angrenzenden
Schweizer, die innerhalb desselben Dialektkontinuums liegen. Viele der
Teilnehmer verweisen direkt und indirekt auch auf die Schwierigkeiten
und Bemühungen, Standarddeutsch zu sprechen. Überraschend in
diesen formlosen Gesprächen sind auch die sprachlichen Selbsteinschätzungen,
die Nicht-Vorarlbergern wahrscheinlich oft unverständlich sind, da
die charakteristische Aussprache, Intonation und Satzstellung der Vorarlberger
sich nicht so einfach nur durch minimale lexikale Vertauschungen oder
Ergänzungen korrigieren lassen. Sprachlicher Zwang, sprachliche Arroganz
und das DeÞzitempÞnden sprachlicher Beschränktheit sind oft sehr
versteckt und unbewußt, durchziehen aber fast alle Gespräche.
Interessant dabei ist, daß der Druck nicht von Nicht-Vorarlbergern
ausgeübt wird, sondern daß es die Vorarlberger selbst sind,
die sich in klassischer Über-Ich-Manier das Sprechen selbst gegenseitig
schwer machen. Das Mundartsprechen
wie auch das Unvermögen, die örtliche Mundart sprechen zu können,
schaffen je nach Situation Ausschluß, Demütigung und (Selbst)Respektlosigkeit.
Mein Interesse an den verschiedenen lokalen Sprechformen in Vorarlberg
ist
nicht motiviert von einem Korrekturbedürfnis, sondern wesentlich
von einem Reßektieren der sprachlich-sozialen Situation selbst, um Toleranz
und Verständnis für sprachliche Eigenheiten und Unterschiede
zu fördern. Respekt und Verständnis für die eigene Sprechweise
als auch für die Redeart anderer ist in einer Zeit des gegenseitigen
Verkehrs unabdingbar. Es geht in »Reda Zur Vorarlberger Mundart«
also nicht um
die sprachpolizeiliche Unterscheidung von »richtigem Dialekt«
versus »verfälschtem« Dialekt, obwohl mich zum Beispiel
»I war...gsi« verwundert. Auch möchte ich mich hier eindeutig
gegenüber jedem bodenständigen Mundartpßegebewußtsein
abgrenzen, das Mundart für reaktionäre Ausgrenzungen instrumentalisiert.8
Neben der Gefahr eines
ausgrenzenden Sprachfaschismus9 gibt es auch das Übel, Dialekt zum
Sprachkitsch verkommen zu lassen, wenn in naiver, wohlwollender Manifestation
Mundart »gepßegt«, de facto aber sprach-ethnographisch
gesehen wirklich zerstört wird, indem man versucht, Dialekt
zu musealisieren, zu Þxieren. Ein Verstehen der sozialen und sprachkonformistischen
Machtmechanismen sollte in Regionen mit starker sprachlicher Vielfalt
ein Bewußtsein bewirken, das die unterschiedlichen Sprecher in den
jeweiligen Situationen in die Lage versetzt, aus den diversen sprachlichen
Registern das für sie angemessene sprachliche Medium zu wählen,
ohne belächelt oder ausgegrenzt zu werden. Leute abzulehnen und gesellschaftlich
auszuschließen, weil sie den lokalen Dialekt nicht sprechen können
oder umgekehrt sich schwer tun, eine überregionale
Umgangssprache problemlos zu sprechen, ist soziale Gewaltausübung.
Die soziale und regionale Dialekt- oder Akzentproblematik ist überall
in der
Welt anzutreffen. Das Einschätzen einer Sprache, eines Dialekts,
eines Akzents oder eines Idioms als »hochwertig« zum
Beispiel Hochdeutsch versus Plattdeutsch
oder Schweizerdeutsch ist nicht sprachlich bedingt, sondern ideologisch,
politisch, sozial und sprach-ethnozentrisch. Zuerst muß festgehalten
werden, daß alle Sprachen Produkte verschiedener sprachlicher Quellen
und somit hybrid sind. Es gibt keine
»reine Sprache«. Eine »reine Sprache« ist eine
Fiktion, die mit chauvinistischen, rassi-stischen und diskriminatorischen
Weltanschauungsweisen mehr gemein hat als mit sprachlicher Realität.
Selbst die in deutschen und österreichischen Universitäten institutionalisierte
Sprachforschung muß eine Geschichte der nationalen Ideologie-
und Mythenbildung eingestehen. Es liegt in der Natur einer Sprache, sich
permanent
zu verändern, sich der technologischen, sozialen, ökonomischen,
demographischen und sprachlichen Umwelt anzupassen. Interessanterweise
gibt es nur im deutsch- und im französischsprachigen Raum immer wieder
sprachpolizeiliche Bemühungen, die Sprache zu »reinigen«.
Sprachregelungen jedoch zeitigen kaum Resultate, sind sinnlos und werden
selten befolgt, wenn nicht eine ökonomisch-technologisch, soziale
Realität dies unterstützt.
Die Betonung und Aussprache dessen, was als »vornehm« und
was als
»gemein« oder gar »vulgär« empfunden wird,
ist keinem linguistischen Essentialismus
zu verdanken, also der Annahme, daß es ein für alle Zeiten
und Völker verbindliches ästhetisches Kriterium der SprachempÞndung
gebe, sondern ein sozialer Effekt.
Der Linguist Peter Trudgill führt eine Reihe von bezeichnenden Beispielen
an, die zeigen, wie identische Sprechweisen von denselben englischen Wörtern
zwischen den diversen Städten komplett widersprechende Wertschätzungen
erfahren können. Auch die norwegische Sprachsituation ist voll von
Streitigkeiten mit staatlichen Eingriffen, weil dort vor kurzer Zeit aus
der Vielzahl von gesprochenen Dialekten eine Nationalsprache (zwei Nationalsprachen)
erzeugt wurde(n), deren Kompromißlösungen auch Sprachformen
der ländlichen und sozialen Unterschicht in der Standardsprache (»Hochsprache«)
berücksichtigten und umgekehrt Teile des (deutsch-dänisch gefärbten)
Sprachhabitus der städtischen besitzenden Oberschicht entprivilegierte.
Die norwegischen Beispiele »Stein« und »Ste«,
»Ko« und »Kua«, erinnern an die Diphtong- und
Monophtongunterschiede, wie sie auch die Vorarlberger Dialekte vom Standarddeutsch
unterscheiden.10 Wie gesagt, sprachlich gesehen gibt es kein an sich »schönes«,
»gutes« oder »schlechtes« Sprachsystem, denn alle
Sprachvarianten sind strukturiert, komplex und regelgeleitet und dem Sprachgebrauch
der Sprecher angepaßt. Einzig
die sozialen, vorurteilsgeprägten und ideologischen Konnotationen
lassen uns glauben, daß der »nicht-lokalisierbare« Standardakzent
eines Rundfunksprechers »schöner« oder »reiner«
klingt als ein regional »gefärbtes«, mitunter nur örtlich
erkennbares Sprechen/Reden.11
Wie schon an anderer Stelle erwähnt, sind Nationalsprachen ein Produkt
politischer Konstellationen, die Veränderungen und Streitbarkeiten
unterworfen sind.
So gibt es heute zum Beispiel keine serbokroatische Sprache mehr, sondern
nur noch eine serbische und eine kroatische Sprache. Der Übergang
von Dialekten zu Sprachen und Nationalsprachen und umgekehrt ist immer
wieder zu beobachten und rein politischer Natur. Das sogenannte Schweizerdeutsch
ist eine Art inofÞzielle Standardsprache, die sich im Jahrhundert der
Nationalstaatengründung aus den diversen lokalen Dialekten herausgebildet
hat, um den Unterschied zu den konßiktreichen, immer wieder kriegführenden
deutschsprachigen Ländern um sich herum klar zu unterstreichen.12
Diese Art sprachliche Landesverteidigung erinnert an den deutschen Philosophen
Fichte, der während der napoleonischen Besetzung seines Landes von
einer »Inneren Grenze« sprach und dabei wesentlich an sprachliche
und ideologische Resistenz und Unabhängigkeit appellierte. Im Schweizerdeutsch
Þnden sich viele Dialektrückübersetzungen und Genetivbildungen,
die den diversen lokalen Dialekten fremd sind.
Dieser national-politische Aspekt erklärt auch, wieso trotz des vorhandenen
Dialektkontinuums zwischen den Vorarlberger Ortsdialekten zu den angrenzenden
Schweizer Dialekten die sehr feinen sprachlichen Unterschied so vehement
und mehr oder weniger arrogant-aggressiv kommentiert werden, was in vielen
Grenzsituationen immer wieder beobachtet werden kann.
Der Grund, weshalb Mundarten nicht einfach in einer Standardsprache aufgehen,
hängt mit dem Phänomen der sozialen Vielsprachigkeit zusammen.
Die einzelnen Sprecher lernen von Kindheit an, zwischen den diversen Sprachebenen
zumindest zwischen zwei mehr oder weniger problemlos zu
wechseln. Arno Ruoff13 unterscheidet hier wesentlich zwischen dem Dorfdialekt,
der im familiären und im unmittelbaren
Umkreis unter Vertrauten gesprochen wird, zwischen einer regionalen Umgangssprache
die in Vorarlberg aus dem Bödele-, Pfänder-, Ganahl-,
Arlberg- oder Fremdenverkehrs-Dütsch hervorgeht, ohne jedoch soziale
Konnotationen zu kommunizieren,
sofern ihr Gebrauch angemessen ist und einer überregionalen
Standardsprache, die man in der Schule vermittelt, die im Rundfunk und
Fernsehen gesprochen wird und
die dem Schrift- oder Hochdeutschen am nächsten kommt. Der sofortige,
situations-motivierte Sprachregisterwechsel schützt den Sprecher
und die jeweiligen Dialekte. Eva Schmidt hat diesen Sachverhalt treffend
angesprochen, indem sie die Mundart
der Privatsphäre und der Familie zuordnete. »...also, ich möcht
den Dialekt einfach im Privatbereich lassen und mir in diesen Bereich
auch nicht so gern hineinschauen lassen«. Peter Weibel verweist
auf den befreienden und bereichernden Aspekt dieser code-switchings, etwas
also, das dem Sprechakt eine erweiterte Palette von Wahlmöglichkeiten
sichert.
Abschließend möchte ich noch darauf hinweisen, daß fast
alle Vorarlberger Schriftsteller, die mit mir gesprochen haben, ihre Protagonisten
in mehr oder weniger unbekannten, abstrakten, geographisch und/oder historisch
entfernten Schauplätzen auftreten lassen, womit das Problem der lokalen
Sprachregister symptomatisch umgangen wird.14 Sehr interessant und produktiv
Þnde ich jedoch den Umgang von Arno Geiger mit der Schriftsprache, dessen
Romanhelden sich in eine abstruse, anachroni-stische Eloquenz ßüchten.
Geiger erzählt von seinem Romanhelden, daß er »a goanz
oagawillige Rede führt, und wie des kummt, daß d Vorarlberger
denn oft amol dazu kummn, zum a biz abseits vum herkömmlicha Sprachgebrauch
zum agiera, und i häb denn gset, des muoß wohl dra liega, daß
d Vorarlberger als notorische Dialektsprächer sich d Hochsproch neu
erÞndet und us deam Zwang, sich etwas neu erÞnda zu müößa,
daß do halt manchmoal was Schrägs dabei ußakummt, oder
woas Oagnes.« (eine ganz eigenwillige Rede führt, und wie es
dazu kommt, daß die Vorarlberger oft dazu kommen, etwas abseits
vom herkömmlichen Sprachgebrauch zu agieren, und ich habe dann gesagt,
daß es wohl daran liegen muß, daß der Vorarlberger als
notorischer Dialektsprecher Hochdeutsch für sich neu erÞndet und
aus dem Zwang, etwas Neues erÞnden zu müssen, manchmal auch etwas
Schräges oder etwas Eigenes herauskommen kann.) Der Schriftsteller
Arno Geiger ist jemand, der sehr offen über seine Schwierigkeiten
im Erlernen und im Umgang mit der Standardsprache spricht und der auch
die Sprachschwierigkeiten des großen Vorarlberger Schriftstellers
des 19. Jahrhunderts, Franz Michael Felder, detailliert studiert hat.
Geiger beschreitet einen Weg, der vor allem die avantgardistische Literatur
Österreichs kennzeichnet. Von Fritz von Herzmanovsky-Orlando über
die Wiener Gruppe mit H. C. Hartmann, Friedrich Achleitner, Gerhard Rühm
und Ernst Jandl bis hin zum jüngst verstorbenen Vorarlberger Max
Riccabona sind es
vor allem die Abweichungen von der Standardsprache, die produktiv als
Sprachmaterial in den Literaturprozeß eingearbeitet wurden.
III.
Was meine eigene Sprachgeschichte betrifft, so habe ich es vorgezogen,
nicht
etwa einen Romanhelden als »sprachlichen Krautschneider«15
auf den Weg zu schicken, sondern mich selbst in die verschiedenen Windrichtungen
zu zerstreuen, um der geschichtlichen, geographisch-alpinen und sprachlichen
Situation anders zu
entsprechen als es von mir erwartet wurde. Sprache reßektiert nicht nur
ökonomische, soziale, technologische und politisch-geographische
Realitäten, sondern auch psychologisch-kulturelle. Eine andere Sprache
zu sprechen, heißt auch eine andere Person zu sein. Eine Sprache
nicht mehr zu sprechen, sprechen zu wollen oder sprechen zu dürfen,
heißt, von einer psychologisch-kulturellen geschichtlichen Realität
Abstand zu nehmen, nehmen zu wollen oder nehmen zu müssen. Seit meinem
15. Lebensjahr habe ich begonnen, selbständig Italienisch, Spanisch
und Französisch zu lernen und
die schulfreie Zeit mehr oder weniger vagabundierend im nicht-deutschsprachigen
Ausland zu verbringen. Überdies waren meine Erfahrungen mit den Bludenzer
und Feldkircher Schulen alles andere als erfreulich, weil wir Schüler
in den 70er Jahren noch physisch mit Watschen, Ohrfeigen, Kopfnüssen,
Stock- und Linealschlägen undsoweiter »diszipliniert«
wurden. Das Selbststudium während der Unterrichtsstunden
war sicherlich eine effektive Protesthaltung und ist weiterzuempfehlen.
Meine jugendliche, individuelle, ßucht- und abenteuermotivierte Vielsprachigkeit
brachte mir überraschenderweise während meiner Universitätsjahre
einen Informationsvorsprung im Literaturzugang ein. Das verfestigte die
bis dahin erlernten Fremdsprachen, erweiterte das Wissensspektrum und
motivierte mich zur seriösen Beschäftigung mit dem Russischen.
Meine sprachliche Flexibilität erleichterte aber nicht nur die geographische,
sondern auch die institutionelle Mobilität: Den Studienorten Barcelona,
Innsbruck, Wien, Wales, Paris, Düsseldorf und New York entsprachen
die Studien der Romanistik, Philosophie, Geschichte und Kunst. Die Kunst
des Überlebens mit bescheidenen
Mitteln vertrug sich mit der fast mittellosen Kunst sprachlich-konzeptueller
Praktiken, die Lesen und Lernen, Sprechen und Schreiben zum Objekt haben.
Erst die Eurozentrismuskritik Edward Saids16 lehrte mich, daß Sprachenlernen
eine koloniale, imperialistische Geschichte hat, in der Repräsentation,
Wissen, Macht,
Politik und deren Institutionen zentrale Rollen spielen. Dieser ideologiekritische
Analysehintergrund wurde mein Vorwand und mein Anreiz, Japanisch als künstlerische
Praxis zu lernen. Japan wurde Ende der 80er, Anfang der 90er Jahre in
den USA und in Europa für seine technologische und ökonomische
(Vor)Machtstellung gefürchtet und kritisiert. »Die Japaner
kaufen die ganze Welt auf«, »Die Japaner fotograÞeren und
kopieren alles«, hieß es im Einklang mit dem massiven strukturellen
Rassismus, der es bis dato verhindert hat, eine etwas ausgeglichenere
kulturelle Handelsbilanz zwischen Japan und USA/Europa zu schaffen. Eine
asiatische Sprache zu lernen wird immer noch als fast »unmöglich«
angeschaut, ein Vorurteil, das ich anfangs auch teilte, so daß es
mich beim Lernen hemmte.
Etwas später folgten »3 Months, 3 Days A Week, 3 Hours A Day
Basic Modern Greek«, begleitet von einem weiteren massiven
Lernschub Neugriechisch für Ausstellungs- und Theoriezwecke. Griechenland
mit seinen Sprachen war das »imaginäre Andere«, der »imaginäre
Osten« vor allem der Deutschen, die sich im Lernen und Aneignen
eifrig hervortaten. Wenn Napoleon auf seinem Ägyptenfeldzug sagen
konnte,
»Cest nous, les vrais muselmans« (Wir sind die richtigen
Muselmanen)17 so fühlten und porträtierten sich die studierten
und mächtigen Deutschen des 19. Jahrhunderts als
die »eigentlichen Griechen«, denen selbst ihre Abstammung
strittig gemacht wurde.18
Das Verhältnis zu den griechischen Gastarbeitern in Deutschland und
Österreich, also zu den etwa 20 oder 30 Jahre lang ungastlich behandelten
Gästen mit Sprachschwierigkeiten, wurde durch den ausklingenden altgriechischen
Enthusiasmus und verbliebenen
Respekt in den Schulen kaum beeinßußt. Die nächste Sprache,
die ich innerhalb eines japanischen Ausstellungszusammenhangs zu lernen
anÞng, war Koreanisch. Korea wurde in diesem Jahrhundert für viele
Jahre ein Aggressionsopfer des japanischen Imperialismus der ersten Hälfte
des 20. Jahrhunderts, was die zwischenstaatlichen und gesellschaftlichen
Beziehungen bis heute belastet. Das Lernen von Koreanisch in
einem japanischen Ausstellungszusammenhang erlaubte eine Reihe von interessanten
geschichtlich-ironisch-tragischen Bezügen. Mit dem Lernen von Koreanisch
eignete
ich mir auch von selbst alle koreanischen Vorurteile gegenüber den
Japanern an, deren antipathische Gegenstücke ich schon mit meinem
Japanischstudium zuvor verinner-licht hatte.
Es versteht sich von selbst, daß meine mobile Einmannuniversität
ich abstrahiere hier von meinen Lehrern, denen ich Dank aussprechen
möchte beschränkt und dilettantisch bleibt. In keiner
Weise wird hier sprachliche Exzellenz angestrebt oder erworben. Dennoch
aber versuche ich, über mehrere Jahre hinweg an den jeweiligen Sprachen
regelmäßig zu arbeiten, damit ich eine brauchbare Konversations-
und Lesekenntnis erreiche. Die eher erlernten Sprachen wurden und werden
nun ebenfalls in den Kunstzusammenhang eingebracht und weitergelernt (zum
Beispiel »Basic Russian«,
»Basic Italian« usw.). Meine sprachlichen Bemühungen
eröffnen mir auch interessante soziale Beziehungen und beschäftigen
mich unabhängig von jeder Ausstellungslogik konstant über Jahre.
»Interessenloses« (Kant), »zweckfreies« Lernen
ohne offensichtliche Notwendigkeit außerhalb von Schule und Beruf
verändert den Blick auf die Welt,
ist aber gesellschaftlich legitimationsbedürftig. Im Zusammenhang
mit Kunst läßt sich diese Legitimationsfrage neu und komplexer
formulieren, da die Kunst eine der letzten kritischen In
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