Philomene Magers, Köln / Cologne, 1995 |
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window Z, Honneth, crit./Mag94, 1994 (certificate of authenticity, wallpaint, dimension variable: text see below)
Snap to grid 1994 (certificate of authenticity, wallpaint, dimension variable) grid 2, 1994 (certificate of authenticity, wallpaint, individual grid, 55 x 45mm, distance 84 cm)
ruler 7, 1994 (certificate of authenticity, wallpaint, short strokes 12.5 cm, long strokes 25.8 cm, distance 13.6 cm, 2 short strokes for one long, alignment left) sample,wi.save..., 1990/94, 157 x window, (isbn) t. Niranjana/siting tra..., 1993/94 wall paint, certificate of authenticity, 107 x 188 cm Bitte lehren Sie mich Deutsch, 10 s/w Fotos mit Personen, die ein T-Shirt mit dieser Aufschrift tragen. Bitte schreiben Sie jene deutschen Wörter an die Wand, die die Asylanten lernen sollten (interaktive wandarbeit)basic linguistic services, basic german ... 1994 - 95 (teaching german to a variety of people) different people where taught different languages: from left to right: german to people in NY and germany english to a person from japan in NYC german in ny to sabu kosho french in tokyo to a japanese person
---------------------------------------------original text >>
<READ ME FIRST>
oder <BITTE LESEN> Mit
dieser Ausstellung versuche ich, mehreren Wegen nachzugehen, wie Wissen
und Macht sich sprachlich und technologisch vermitteln. Im
vorderen Raum der Galerie befindet sich eine Wandinstallation, die sich
aus einzelnen unabhängigen Teilen zusammensetzt und die jene software-Landschaften
beobachten, auf denen heute u. a. auch akademisches Wissen erzeugt, ausgetauscht
und abgerufen wird. Die
Arbeiten ruler 7, Snap to grid und grid 2 sind den
raumstrukturierenden Kontroll- und Positionshilfen mit Meßfunktionen
von Schrift-, Graphik-design- und Konstruktionssprogrammen nachgeahmt,
die hier neben metaphorischen und sprachlichen Funktionen auch auf verschiedene
Raumebenen - "architektonisches Zoomen" - verweisen sollen.
window,
(isbn) t. Niranjana/siting tra... und das stark vergrößerte
window Z, Honneth, crit./mag94 sind
Arbeiten, die von jenen Schnittstellen - Computerfenstern - abstrahieren,
auf denen heute nahezu jede Form von Wissen passiert. Material aus dem
indexikalischen Verwaltungsbereich akademischer Textproduktionen, das
selber als Fußnoten, ISBN's (computerisierter, weltweit verwendeter
Katalog für Printmedien) und Indexe nichts anderes darstellt als
ein "Fenster" auf andere Texte, wurde u. a. nach inhaltlichen
Kriterien ausgesucht. "siting translation ... colonial context"
als auch "translation modified" weisen auf Sprach- und Übersetzungsprobleme
hin, um die es auch bei jeder Schnittstelle u. a. sprachlicher, technologischer
und politischer Art geht. Das
Übersetzen und Überlagern verschiedener
technologischer Ebenen (Schrift, Computer usw.) in einem architektonisch
künstlerischen (Bezugs)raum versucht instrumentelles Design mit aesthetischen
Entwurfsgeschichten, technologische Komplexe mit ideologischen Diskursen,
Maschinismus mit Modernismus in Bezug zu setzen und auf deren Konfliktgeschichten
zu verweisen. Dabei werden hier genau jene Vorgangsweisen aufgegriffen,
die nicht nur die Produktions-, Kommunikations- und Distributionsverhältnisse
unserer post-industriellen Gesellschaft vorgeben, sondern auch ein adäquateres
Verständnis von Architektur, Urbanistik und Kunst als geschichtete,
diskursive Entitäten erlauben. Die
Serie der basic linguistic services, basic german ... haben ein
anderes "engineering" zum Ziel: das Vermitteln einer Fremdsprache
für Nicht-Deutschsprachige. Das Lehren steht im Zusammenhang mit
meinen Lern- und Bitte lehren Sie mich...-
Projekten von sogenannten Fremdsprachen, hinter denen sich immer komplexe,
politisch-ideologische Konstrukte verbergen, die u. a. auch aus Vorurteilen,
Diskriminationen, Chauvinismen, Macht, Wissen, Privilegien und Möglichkeiten
bestehen. Das Lehren und Lernen von basic korean, basic japanese,
basic modern greek und basic russian als künstlerische
Praxis kann auch als Reminiszenz für jene arroganten, nationalistisch-eurozentristischen
Praktiken angeschaut werden, die die Wissens- und Sprachapparate direkt
und indirekt zu aggressiven, kolonialistischen und anderen Vereinnahmungen
und Bevormundungen benützten und was heute computerisierte Kommunikationstechnologien
optimieren. In
diesem pädagogischen
Sinne ist jeder Besucher aufgefordert, bei der Arbeit Bitte schreiben
Sie jene deutschen Wörter an die Wand, die die Asylanten lernen sollten
den dort pendelnden Graphitstift zu benützen.
Rainer Ganahl, Köln Juni 1995
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