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(English verison below)

 

Verfeinerte Informationen und versteinerte Politik


Die Nachrichten ...


Ein unendlicher Fluss von politischen Informationen konfrontiert uns täglich. Wir Durchschnittsbürger der sogenannten entwickelten Welt lernen damit umzugehen und entwickeln Abwehrmechanismen, die es erlauben, Berichte von Katastrophen oder Kriegen anderer relativ neutral, also ohne Konsequenzen für uns, aufzunehmen. Wenn jedoch direkte Interessen unserer Wirtschaftsordnung betroffen sind oder es sich um Länder handelt, die uns aus diversen Gründen näher stehen, dann schwindet die Abstraktion von Informationen und wir sind persönlich berührt. Die Verschiebungen von Bevölkerungsprofilen in allen Metropolen der Welt im Zusammenhang mit der massiven Globalisierung von Märkten, Kapital und Arbeit machen es immer schwerer, das ‚Hier’ und ‚Dort’ und das ‚Wir’ und ‚Sie’ klar zu trennen. So wie die Informationen sekundenschnell via elektronische Medien verbreitet werden, so scheint uns alles auch de facto verstärkt zu betreffen.
Zum Beispiel Irak ...
Medien sind durch ihren Interessen und Konflikte repräsentierenden Charakter signifikante Instrumente der Macht. Heute zählen Medienkonzerne zu den wichtigsten und kapitalintensivsten Organen, in der die Vielfalt bzw. Einfalt einer jeweiligen Medienlandschaft symptomatisch für die politische Differenziertheit einer Gesellschaft ist. Charakteristisch für die USA oder Europa ist heute nicht, ob und wie kritische Informationen zensuriert werden, sondern interessant ist, wie der Spin der dominanten Meinungsmaschinerien und die sie kritisierenden, attackierenden Gegeninformationsströme koexistieren. Die vorherrschende Informationspolitik in den USA synchronisiert sich mit dem Lauf der Ereignisse und der ideologischen Großwetterlage im Weißen Haus und im Pentagon. So wird z. B. der Weltöffentlichkeit zuerst erklärt, dass Saddam Hussein den Weltfrieden durch Massenvernichtungswaffen gefährdet, eine präventive Kriegsdoktrin wird beschworen und mit Hilfe von Massenvernichtungswaffen umgesetzt. Die militärische Eroberung gelingt innerhalb weniger Tage, aber weder Saddam Hussein noch irgendwelche Massenvernichtungswaffen sind auffindbar. Mit dem Wegfall des Diktators, der seine Bevölkerung mit Hilfe und Mitwissen von Europa und den USA über mehr als zwei Jahrzehnte unterdrückte und dabei massenhaft foltern und ermorden ließ, entstehen Chaos und nicht antizipierte Reaktionen: eine neues Heer von Selbstmordattentätern, ein asymmetrischer Widerstand mit täglichen Überfällen und Sabotageaktionen sind die Folge. Niemand ist sich seines Lebens sicher. Irak wird genau zu jenem Land, vor dem diese gegenwärtige Administration vor dem Krieg gewarnt hat: Unstabil, terrorisiertgeschüttelt, fundamentalistisch radikalisiert und schwer regierbar. Hinter den Stadtguerillas und Saboteuren wird wiederum Hussein vermutet, bis man ihn in einem Loch findet, verwirrt, mehr oder weniger alleine, verkommen, von allen früheren Kontakten abgeschnitten, ohne jegliche Kapazität, Widerstand organisieren zu können. In Meinungsumfragen hat Husseins Gefangennahme derzeit die Welt von George Bush wieder auf Vordermann gebracht. Alles scheint wieder erneut unter Kontrolle zu sein. Selbst die diesen Irakkrieg ablehnenden Deutschen und Franzosen zahlen heute und machen gute Miene zum bösen Spiel. Das war der Stand im Dezember 2003.

Schlagzeilen


Die Nahost-Parabel Fabel geht weiter und die Tageszeitungen veralten innerhalb von einem Tag. Im Internet werden Schlagzeilen, headline news, mit anhängenden Artikeln schon innerhalb von Stunden ausgetauscht. Dabei ist zu beobachten, dass das Internet-Portal Yahoo.com Unterhaltungsneuigkeiten länger anbietet als weniger erfreuliche Nachrichten von erschossenen US-Soldaten im Irak, deren Bestattungszeremonien in den USA aus wahlkampfstrategischen und politischen Gründen nicht mediatisiert werden dürfen. Diese Neuigkeiten verschwinden sehr schnell von den vielseitigen und in immer neuen Gestalten auftretenden Benutzeroberflächen für headline news. Schlagzeilen werden immer häufiger in das Stadt-, Transit- und Mediendesign integriert. Politische, gesellschaftliche, wirtschaftliche und technologische News vermischen sich mit Werbung, Sport und Unterhaltung und werden so Teil einer verwandelten Informationsumgebung, die mit Architektur, Computern, Bildschirmen, Mobiltelefonen, Uhren, PDSs und anderen Technohilfen intelligente Symbiosen eingehen. Das Mediendesign vieler Fernsehstationen integriert ständig durchziehende Infostreifen, so wie viele Internetseiten Schlagzeilen im Menüangebot haben. Ausschließlich auf Informationen spezialisierte TV-Sender füllen die Bildschirme in Banken, Bahnhöfen, Flugplätzen, U-Bahnen, Supermärkten und anderen urbanen Kreuzungspunkten. Dafür verantwortlich sind die Informationsindustrie, die Marketingstrategien und die Technologisierung, sprich Digitalisierung unserer Umwelt und Produkte. Es braucht nicht viel Intuition, um zu erkennen, dass diese Iinformations vermittelnden Möglichkeiten, politisch komplexe Sachverhalte auf kurze ausgewählte schlagwortartige Überschriften reduzieren, um sie sofort effizient um die Welt zu schicken, ein politisch nicht zu unterschätzendes Manipulationsinstrumentarium darstellen. Man wird permanent informiert, ohne wirklich etwas erklärt zu bekommen.


Information und Verantwortung


Informationen werden nicht nur wichtig, weil wir in einer Informationsgesellschaft leben, sondern auch, weil die Welt technologisch so aufgerüstet ist, dass alles jederzeit überall verfolgt und beobachtet, angerichtet und korrigiert, ausgelöst und in seinen Konsequenzen erfasst werden kann. Nicht nur ganze Industriezweige werden ans andere Ende der Welt geschickt, sondern auch Dienstleistungen, die wir per Telefon gratis 24 Stunden lang erreichen können. Das alles macht es wiederum schwer, das vermeidbare Elend eines großen Teils der Menschheit zu ignorieren. Politische Ungerechtigkeiten, schwerwiegende Verstöße gegen Menschenrechte, wirtschaftliche Ausbeutung und undemokratische Gesellschaftsverhältnisse sind heute schwerer zu ignorieren und zu rechtfertigen als zu Zeiten, in denen Menschen, Waren, Informationen, Kapital, Götter und Krankheiten weniger schnell und problemlos in der die Welt zirkulierten. Es wird immer unverzeihlicher, wenn Armut und Krankheit (z. B. Aids), politischer Terror und Ausbeutung jeglicher Form ignoriert werden. Jeder kann heute davon relativ einfach Notiz nehmen. Auf internationalen Weltwirtschaftskonferenzen wird nicht mehr diskutiert, wie man eine früher als unterentwickelte, selbst verschuldete, in rassistischen Euro- und US-zentristischen Kategorien gedachte Armut verhindern kann, sondern wie man diskriminierende Handelsprivilegien, ungerechte Schutz- und Subventionspolitiken verhindern oder lindern kann, ohne selbst Opfer des eigenen Ausbeutungserfolges zu werden. Globale Gerechtigkeit – global justice – ist das entscheidende Schlagwort für eine Veränderung. Durch das ständige Exportieren von Arbeit und Dienstleistungen in Billigländer und das Zerstören von lokalen und regionalen Wirtschaftsgleichgewichten durch Handelsketten und deren Preiskriege werden auch in den reichsten Ländern der Welt rücksichtslos Nischen von wirtschaftlichem und sozialem Elend erzeugt, die sich bei entsprechender Konzentration wieder ausbeuten lassen.


Medienrecycling


Wie schon während des Afghanistankriegs fotografierte ich Medienbilder der Irakkrise vom US-Fernseher und legte ein Kriegsarchiv an. Neben dem politisch aufgeladenen Inhalt dieser Bilder interessieren mich die Art und Weise, wie diese News visuell aufgearbeitet sind: Bildtextüberschriften – AMERICA STRIKES BACK – diverse Untertitel, unzusammenhängende Lauftexte mit Schlagzeilen und Parallelinformationen, medienspezifischen Informationen – LIVE, VIDEO PHONE, CNN, FOX NEWS –
Werbeelemente, TV-Logos usw. – das alles findet sich komprimiert und überlagert in den Bildern der Kriegsberichterstattung. Die Mediendesigner in den Fernsehstudios wussten die mitunter vom Pentagon vorgegebenen schlagwortartigen zynischen Titel – COUNTDOWN IRAQ, SHOCK AND AWE, OPERATION IRAQI FREEDOM, DESERT SCORPION – bildlich effektiv aufzubereiten. Dieses Material unterstreicht graphisch und verkürzt die Reportagen und grenzt oft daran, dem Kriegsgeschehen jubelnd zuzustimmen – cheerleading – und es affirmativ zu rechtfertigen. Sogenannte “embedded reporters”, also mit den US-Panzern mitreisende US-Kriegsberichterstatter können schwerlich eine andere Perspektive als die der Interventionsmacht repräsentieren. Neben der Zentralperspektive der Amerikaner wurden nur wenige irakische Reaktionen durch die Optik dieser US-Medienschnittstellen präsentiert. Diese Einseitigkeit brachte mich schon in der Auseinandersetzung mit dem Medienmaterial des Afghanistankrieges auf die Idee, mich um die Meinungen der GegenKonfliktpartei zu bemühen. Eine Serie von Stickereiarbeiten entstand mit dem Titel „Afghanische Dialoge“, die sich an einer Art Meinungsumfragenprinzip orientiert: Die Stickereiarbeiter wurden gebeten, ihre Meinungen zum abgebildeten Medienmaterial in Ihrer Sprache frei nach Belieben in die Arbeiten einzufügen. Anstoß zu diesen Arbeiten waren die Bombardments von Afghanistan, die mich auch an die Sticker von Aligieri Boetti denken liessen.Irak Dialoge
Während der Zuspitzung zum Irakkrieg bot sich mir wie schon mit denmn „Afghani Dialogen“ ein ‚Was-denken-Sie-Prinzip’ mit der Bezeichnung „Irak Dialoge“ an. Das Ausgangsmaterial waren die TV-Bilder zum Irakkonflikt, die ich in einer Internetdiaschau unter dem Titel „My private war archive“ (www.thing.net/iraq) zusammengetragen habe. Ausgewählte Interface-Segmente – SHOWDOWN IRAQ, WOULD U.S. USE NUKES? – dieses Medienmaterials diente als Vorlage zum Dialog mit in Europa lebenden Irakern. Zur Umsetzung entschied ich mich für keramische Fliesen, wie sie im Arabischen Raum oft Verwendung finden. Es gelang mir, über nahezu ein Jahr mit verschiedenen Irakern in mehreren Städten Europas einen produktiven Meinungsaustausch zu führen, der dann mit der Hilfe von Kunstinstitutionen „materialisiert“ werden konnte. Die Logos und Schlagzeilen als auch die kalligraphischen Reaktionen wurden mit der Hilfe von Assistenten auf Fliesen gemalt, glasiert und in Öfen gebrannt. Dieses extrem zeitbeständige, aber dennoch relativ fragile Material teilt etwas von der Qualität von Steinen als auch von Glasbildschirmen. Keramische Fliesen lassen deshalb diverse historische, kunstgeschichtliche wie auch politische Assoziationen zu.
Binan Finjan und Ahmet Baban waren meine in, bzw. in der Nähe von Bremen lebenden irakischen Dialogpartner für das Ausstellungsprojekt „Niemand ist eine Insel“. Binan Finjan und seine Familie kamen 1992 von Bagdad unter abenteuerlichen Bedingungen über die ‚grüne Grenze’ nach Deutschland. Seine Familie und er gehören der sehr kleinen christlichen Minderheit der Mandäer an. Einige Familienmitglieder wurden durch das Husseinregime terrorisiert und ein Onkel wurde aus politischen Gründen ermordet. Ahmet Baban stammt aus der irakischen Stadt Mosel und kam 1982 in der Folge des Irak-Iran-Krieges nach Deutschland in der Folge des Irak-Iran-Krieges. Er ist irakischer Kurde und arbeitet heute als Sozialarbeiter in Bremen. Das schreckliche Schicksal der irakischen Kurden, die Massentötungen unter Saddam Hussein erlitten, ist mittlerweile weithin bekannt. Interviews mit beiden Dialogpartnern finden sich auf der entsprechenden Webseite zur Ausstellung (www.ganahl.info/gak.html). Die Vorbereitungsarbeiten von Ahmet Baban wurden schon vor dem Ausbruch des Krieges abgeschlossen und mit dem Beginn des Krieg nicht mehr verändert. Der Dialog mit Binan Finjan hat sich unmittelbar in die offizielle Nachkriegsphase verlegt, was es uns erlaubte, konfliktspezifisches Medienmaterial zeitgemäß bis auf wenige Stunden vor dem Treffen als Vorlage zum Schreiben zu wählen.


Historiographie


Das Reagieren auf Schlagzeilen im Kontext des Irakkriegs war für alle Dialogpartner nicht einfach. Die Vorkriegs- und Kriegssituation erzeugte in etlichen mit mir zusammen arbeitenden Irakern Ängste und Stress. Bis auf eine beteiligte Person lehnten alle meine über ganz Europa verstreuten Dialogpartner für dieses Projekt den Diktator Saddam Hussein ab, weil sie unter ihm litten. Dennoch war der Krieg und die Ungewissheit für sie sehr beängstigend und chaotisch, weil alle Beteiligten noch Familienangehörige oder Freunde im Irak haben und die Kommunikation für Wochen unmöglich wurde. Dazu kam auch der ständige Wechsel der Situation mit der darauf sich verändernden Berichterstattung. Es ist beachtlich, wie sich unsere Meinungen im Laufe des Geschehens sich dem Flux der Dinge anpassen und durch die Medienberichterstattung konditioniert werden. Mein Interesse an diesem Projekt liegt gerade im Fixieren von zeitgeschichtlichen Augenblicken und dem Versuch, Geschichtsschreibung teilweise selber in die Hand zu nehmen. Das Zusammenbringen von offiziellen, die Weltöffentlichkeit konditionierenden Informationen mit den Meinungen von individuellen Einzelpositionen, die de facto keine Politiker oder Historiker interessieren, skizziert für mich eine Alternative zur herkömmlichen Historiographie. Die so entstandenen künstlerischen Arbeiten lassen sich deshalb mit querulanter Ironie auch auf den kunstgeschichtlichen Kanon der Historienmalerei projizieren. Im Gegensatz Unterschiedlich zu der Großzahl der die Museen füllenden Historienbilder sind es hier die sogenannten Leute des Volkes, die die Stimmen der Macht zum Rahmen für ihr eigenes ‚Zurück-Schreiben’ verwenden.

Asymmetrie und Anachronismus


Mittlerweile hat der Strom der Ereignisse und Neuigkeiten diese dialogischen Zeitaufnahmen wieder asynchronisiert. Die Konfliktkonstellation hat sich verändert, die Legitimationszusammenhänge sind verschoben und die Öffentlichkeitsmeinungen haben ihre Kurse gewechselt. Gesichtspunkte und Meinungen können sich so sehr entrücken, dass Überzeugungen, die einen Moment gelten, im nächsten kaum mehr nachvollziehbar erscheinen. Die fast absolute Asymmetrie zwischen der Macht der mit dem Militär mitreisenden Fernsehberichterstattungsmaschinerie und der Meinung der Exiliraker entspricht dem Anachronismus, der naturgemäß entsteht, wenn man sich politischen Neuigkeiten zuwendet. Diese verrückte Unzeitlichkeit (besser: verschobene Zeitlichkeit) in meinen Arbeiten mit politischem Zeitgeschehen ist für mich nicht disqualifizierend, sondern gerade die mit Wahrheitsansprüchen ausgerüstete Rechtfertigung für die in Keramiken ‚gebrannte Versteinerung’ von politischen Meinungen und Gegen-Meinungen.
Die Beiträge der Dialogpartner auf das mitunter aggressiv, zynisch, arrogant und bedrohlich wirkende Medienmaterial – NEXT TARGET?, etc. – wurden in keiner Weise von mir beeinflusst oder zensuriert. Ich teile auch deshalb nicht automatisch die Meinungen meiner diversen, nicht nur auf Bremen beschränkten Dialogpartner für dieses idiosynkratische, künstlerische ‚Meinungsumfrageprojekt’. Nur in sehr wenigen Fällen wurden mir Resultate beschert, die anti-semitisch oder hasserzeugend anti-amerikanisch waren. Diese wenigen Reaktionen wurden von mir nicht mehr weiterverarbeitet, sondern verbleiben im Archiv. Mein „Irak Dialoge“ Projekt „Irak Dialoge“ ist nicht als Plattform für Anti-Amerikanismus konzipiert, sondern als ein Forum, das alternative Meinungen mit den rekontextualisierten Medienstimmen der kriegsführenden Macht zusammenbringt, konserviert und in eine ästhetische Form überführt. In Bremen wurden mehrere dieser auf keramische Fliesen gebrannten Dialogarbeiten direkt im öffentlichen Raum angebracht. Das Anbringen dieser Tafeln hatte uns einige frustrierende Überraschungen eingebracht, darunter auch eine Ablehnung, die explizit sich mit der arabischen Schrift begründete. – Heute werden diese im Stadtraum angebrachten Arbeiten teilweise mit Graffitis ‚weiter geschrieben’. Das Zeitgeschehen ‚schreibt’ sie ebenfalls weiter.


Die Ausstellung


In der Ausstellung in Bremen wurden neben den “Irakischen Dialogen” und den “Afghanischen Dialogen” auch noch weitere Projekte vorgestellt. „Und was denken Sie“ besteht aus einer Reihe von Arbeiten auf Papier, die die Besucher der Ausstellung selber zur Stellungsnahme gegenüber den diversen Nahostschlagzeilen einlud. Interessanterweise wurde diese Möglichkeit der schriftlichen und graphischen Reaktion nur zögernd wahrgenommen. Eine mit Kugelschreibern ausgeführte Zeichenserie orientiert sich an den ideosynkratischen Redewendungen von George W. Bush, der Nomenklatur seiner bellistischen Administration und den dramatischen Vorfällen dieser Regierungsperiode: Axis of Evil, Operation Enduring Freedom, Homeland Security, 9/11, Al Queda, Patriot Act, Old Europe, Freedom Fries usw. Diese im Style von Alegieri Boetti’s Kriegsflugzeuge ausgeführten Kugelschreiberzeichnungen dienten weiters als Vorlage für eine Serie von selbstgemachten 80 US cents Briefmarken, die ich von New York nach Bremen zur Ausstellung verschickt habe. Zu unserem Erstaunen ist die Mehrzahl der Postkarten mit diesen illegalen Postzeichen angekommen. Um mich an dieser Stelle von legalen Konsequenzen zu schützen, muss ich trotz der Abbildung meine selbstbeschuldigenden Aussagen relativieren und auf die Möglichkeit einer computerunterstützten Lüge hinweisen. Ich lasse also den Leser und Betrachter selber entscheiden, ob die hier abgebildeten und so beschriebenen Briefmarken jemals wirklich von der Post bearbeitet wurden. Briefmarkenfälschung kann in den USA bis zu fünf Jahren Haftstrafe einbringen, eine Option, die man sich besser genauer überlegt in Anbetracht von Photoshop.


„Seminars/Lectures“ ist eine 1995 begonnene Fotoserie von Universitätsprofessoren, Vortragenden und deren Hörer und Zuhörer. Die Teilnahme an einem Seminar von Edward Said als freier Hörer an der Columbia University mit dem Titel „The representation of Intellectuals“ hat mich zu dieser forlaufenden Arbeit inspiriert. Der mittlerweile verstorbene Edward Said hat in vielen Studien aufgezeigt, wie die Repräsentation des (Nahen) Ostens und der Araber in Literatur, Wissenschaft, und Kunst über Jahrhunderte mithalfen, stereotype Bilder zu schaffen, die der Westen für sein Selbstverständnis und seine Politik ausnutzen konnte. Bis heute dominieren diese über lange Zeit entstandenen Vorstellungen die Politik und Medienlandschaft. Die hier ausgewählten Fotos der Veranstaltung „Daniel Barenboim, Edward Said, Music and Society, moderator, Michael Kimmelman, The New School, New York, 10/1/02 “ zeigen den in Palestina geborenen Akademiker mit dem israelischen Dirigenten Daniel Barnboim bei der gemeinsamen Vorstellung eines Sommermusikprogramms, das versucht, junge israelische und arabische Talente zusammen zu unterrichten und einander näher zu bringen. Die Veranstaltungen „Mohammed H. Allafi , Islamische Kultur und Modernismus – Zur Rolle der Migranten und säkularen Intellektuellen beim Aufbau einer Zivilgesellschaft im Vorderen Orient, Universität Frankfurt, Frankfurt, 1/26/2000” und “Hamid Dabashi, Assia Djebar, Azar Nafisi, Orhan Pamuk, Moderator: Farhad Kazemi, Islam, the public and the private spheres, Session V. Representations of Privacy in Literature and Film: case Studies, New School University, New York, 12/7/02” sind ebenfalls mit ähnlichen Fragen der interkulturellen Repräsentation beschäftigt. Klaus Theweleit’s Vortrag “Playstation Cordoba/Yugoslavia/Afghanistan etc.- A war model, Klemens Gasser & Tanja Grunert Gallery, New York, 10/9/02” thematisiert den Krieg und Zeinab Eyega in ihrem Vortrag “Female Circumcision , Female Genital Mutilation, A Health & Human Rights Issue for Girls and Women, Columbia University, New York 2/25/1997” das Problem der genitalen Zerstümmelung aus kulturellen und religiösen Gründen.


Wissen und Macht spielen auch eine Rolle in der Einschätzung von Sprachen. Seit 1990 integriere ich das fortlaufende Erlernen von diversen Fremdsprachen – Japanisch, Koreanisch, Neugriechisch, Russisch, Chinesisch - in meine Tätigkeit als Künstler. In 2002 begann ich mit der Arbeit „My First 500 Hours Basic Arabic,“ - 500 Stunden Video auf 250 VHS Kassetten – die ich auch in Bremen mit Hilfe von Jamal el Allouki weiterführen konnte. Die verschiedenen Besuche in Bremen während der Vorbereitungszeit zur Ausstellung nützte ich auch, um mit Interessierten eine kleine Auswahl von Frantz Fanon Texten gemeisam zu lesen und zu diskutieren. Das gemeinsame Lesen und diskutieren von Texten ist ebenfalls integraler Teil meiner künstlerischen Praxis seit 1994, die in diversen Projekten – „Karl Marx Lesen“, „Leggere Antonio Gramsci“, „Frantz Fanon Lesen“ usw.. – in den Ausstellungszusammenhang eingebracht werden können. Frantz Fanon war ein aus Martinique stammender und im Frankreich der Nachkriegsjahre ausgebildeter Theoretiker und Psychiater, der bis zu seinem frühzeitigen Tod sich mit kolonialen – und postkolonialen Fragen der Selbstbestimmung und Befreiung auseinandergesetzt hat – u. a. „Die Verdammten der Welt“, „Schwarze Haut, weiße Masken“. Fanon hat sich auch immer wieder kritischen Fragen der Funktion von Intellektuellen, der Gewaltanwendung und der Selbstkritik gestellt.


Der Schritt vom Zeitungsleser zum Zeitungskopisten drängte sich mir durch die Dramatik der fatalen Ereignisse im Nahen Osten auf. Der erste Artikel war ein New York Times Portrait eines jungen talentierten britischen Studenten der London School of Economics, der zum Al Kaida Terroristen sich verwandelte. Mit der Zuspitzung in der Irakkriese entstand die Idee, jeden Irakartikel der New York Times zu diesem anbahnenden Konflikt zu kopieren: das Projekt scheiterte recht bald an der Fülle der Berichte und der faktischen Unmöglichkeit, mit dem Zeit/ungs/geschehen als minutiöser Kopist mitzuhalten. Eine Auswahl der im Sommer 2002 entstandenen ersten mit dünner Tinte auf Pergamentpapier durchgepausten Artikel ist in der Ausstellung zu sehen.
Am Tag der Anreise stieß ich auf ein interessantes Interview in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung mit Alain Finkelkraut mit dem Titel, „Feind aus besten Absichten, Antisemitismus im Wandel“ (12. November 2003). Ich entschied mich auch gleich dazu, diesen Artikel ebenfalls zu kopieren und in die Ausstellung zu integrieren, da Finkelkraut in sehr dramatischer Art in den meisten Formen von USA -, Scharon- und Globalisierungskritik Antisemitismus vermutet: „Die Globalisierungsgegner predigen keinen primitiven Judenhass. Aber die rituelle Diabolisierung der Vereinigten Staaten und Israels zeigt, daß in ihren Köpfen die Vorstellung einer internationalen Verschwörung vorherrscht – als ob der Prozeß der Globalsierung von einem Komplott in der Welt gesetzt worden wäre. .... Es ist den Altermondialisten gelungen, den kritischen Diskurs über die Globalisierung zu monopolisieren. Ich halte das für die große Katastrophe unserer Zeit. Sie akzeptieren einen Antisemitismus, von dem sie glauben, dass er die neuen Verdammten dieser Erde verteidigt. .... Gefährlich ist der Antisemitismus der Wachsamen, der Antifaschisten. Er hat , so fürchte ich, bei den Globalisierungsgegnern eine große Zukunft vor sich. .... Die Linksradikalen bekämpfen ihn nicht, sie finden Argumente zu seiner Entschuldigung. Um ihn zu entschuldigen, ja zu rechtfertigen, wurde das unglaubliche Konzept der „Islamophobie“ geschaffen. Antiarabischen Rassismus muß man bekämpfen. Aber die „Islamophobie“ ist etwas völllig anderes. Das Ziel der Begriffsprägung ist, jede Kritik am Islam als rassistisch erscheinen zu lassen“. Ich stimme Finkelkraut in vielen Punkten zu, weil ich auch selber zu meinem Erschrecken immer wieder Globalisierungs- und Kriegsgegner antreffe, die mit beängstigenden antisemitischen und chauvenistischen Stereotypen argumentieren. Ich möchte aber hinzufügen, dass es wichtig ist, die internationale Kriegsindustrie, soziale und economische Ungerechtigkeit, - global injustice - rassistische und religiöse Diskriminationen und Intolleranz jeder Art zu kritisieren und zur Korrektur zu zwingen.

Rainer Ganahl, Dezember 2003, www.ganahl.info

 

 

Refined Information and Petrified Politics


The News


Every day, we are confronted with an endless flow of political information. We, the average inhabitants of the so-called developed world, have learned to deal with that circumstance; we have developed defence mechanisms that allow us to absorb information about other people’s disasters and wars in a relatively neutral manner, i.e. without consequences for ourselves. When, however, the interests of our economic order are involved, or countries with which we have closer relationships for one reason or another, the abstraction disappears and we are personally affected. The populations of metropolises all over the world are undergoing changes of profile in connection with the globalisation of markets, capital and work. As a result, it is increasingly difficult to make clear distinctions between ‘here’ and ‘there,’ ‘we’ and ‘they.’ Information is disseminated by way of the electronic media in a matter of seconds, and we seem to be accordingly all the more vulnerable to the impact of remote events.


For Example Iraq


Due to their capacity to represent interests and conflicts, the media are significant instruments of power. Media corporations are among the world’s most important and most capital-intensive institutions. The relative diversity of a media landscape is symptomatic of the respective society’s political diversity. The USA and Europe are characterised today not by whether and how critical information is censored. What is of interest, rather, is how the dominant machineries of opinion formation coexist with the streams of critical counter-information. In the U.S., the mainstream information is spread in synchrony with the course of events and the overall ideological atmosphere in the White House and the Pentagon. Initially, for example, the world is informed that Saddam Hussein is endangering world peace through his possession of weapons of mass destruction, then a preventive war doctrine is invoked and put into practice with the help of weapons of mass destruction. Military conquest is achieved within a few days, but neither Saddam Hussein nor his weapons of mass destruction are anywhere to be found. A dictatorship which – with the aid and cognisance of Europe and the U.S. – has tyrannised the people for more than two decades, subjecting it to mass torture and murder in the process, practically ceases to exist. In his absence, chaos and unanticipated reactions ensue, resulting in a new army of suicide bombers and a form of asymmetrical resistance characterised by daily assaults and acts of sabotage. No one can be sure of his or her life. Iraq becomes the very country the present administration was warning us about before the war: unstable, terrorised, fundmentalistically radical and difficult to govern. Saddam Hussein is presumed to be the force behind the urban guerrillas and saboteurs until he is found in a hole, confused, more or less alone, wretched, cut off from all former contacts, entirely incapable of organising resistance. According to the opinion polls, Hussein’s capture has restored the world of George Bush to its former glory. Everything seems to be under control again. Even the war-opposing Germans and French are now making their financial contributions and grinning and bearing the present state of affairs.


Headlines


Newspapers become obsolete within a day. Internet headlines and the articles attached to them are replaced within hours. A closer look reveals that the Internet portal yahoo.com, for example, displays news items from the world of entertainment longer than the less agreeable ones about U.S. soldiers killed in Iraq. That type of topic is quick to disappear from the multifarious, frequently redesigned user surfaces. Headlines are being increasingly integrated into urban, transit and media design. Political, social, economic and technological news blends with advertising, sports and entertainment to form
a new information environment that enters into intelligent symbioses with architecture, computers, screens, mobile phones, watches, PDAs and other techno-aids. Many a television station integrates a constantly running info banner into its surface design, while Internet sites offer headlines as click-on items in their menus. Television stations specialising exclusively in information fill screens in banks, train stations, airports, subway stations, supermarkets. It does not require much intuition to realise that the means used to transmit that information represent an entire array of manipulation instruments whose political implications are not to be underestimated.



Information and Responsibility


Information has not only become important because we live in an information society, but also because the world is technically equipped so that, constantly and universally, everything can be pursued and observed, brought about and corrected, triggered and grasped in all its consequences. This is a state of affairs that makes it difficult for us to ignore the miserable conditions to which a large proportion of humanity is subjected. These days, political injustice, grave violations of human rights, economic exploitation and undemocratic societal structures are harder to ignore and justify than they were back in the times when people, merchandise, information, capital, gods and diseases could not be circulated to the far corners of the earth as quickly and easily. It is becoming increasingly inexcusable to ignore poverty and disease (e.g. Aids), political terror and exploitation of every kind. In today’s world, it takes no great effort to be aware of these things. The participants of international conferences on the global economy no longer discuss what can be done to avoid poverty of the kind formerly conceived of in Euro- and Americentric terms as something brought upon the victims by themselves, but rather how discriminatory trade privileges and unjust protection and subsidisation policies can be avoided or made less burdensome without the initiators becoming victims of their own exploitation successes. ‘Global justice’ has become the decisive catchword for change.


Media Recycling


As I had done during the war in Afghanistan, I photographed U.S. television images of the Iraq crisis and set up a war archive. I was interested not only in the politically charged content of these images, but also in the manner in which they had been visually processed. Headings – AMERICA STRIKES BACK –, various subtitles, moving texts containing headlines on entirely unrelated topics, parallel information, media-specific information – LIVE, VIDEO PHONE, CNN, FOX NEWS – advertising, TV logos, etc.: All of these elements were to be found in condensed, superimposed form in the images illustrating the news coverage of the war. The media designers in the TV studios were quite adept at visually processing the cynical, slogan-like titles supplied to some extent by the Pentagon itself – COUNTDOWN IRAQ, SHOCK AND AWE, OPERATION IRAQI FREEDOM, DESERT SCORPION. This material graphically emphasised the news coverage, at the same time reducing it, while affirming and justifying the war events in a manner strongly reminiscent of cheerleading. In the isolated cases in which the American perspective was accompanied by coverage of Iraqi reactions, the latter was again presented through the optic filter of the American media interfaces. Already during my work with the media material on the war in Afghanistan, it was this one-sidedness which had led me to investigate the opinions of the opposing side. A series of embroidery works emerged in this connection, bearing the title “Afghanistan Dialogs” and based on the principle of the opinion poll. The embroidery workers were asked to incorporate their comments on the media material illustrated in the images in any way they pleased, using their own language. The impulse for these works had been provided by the bombardment of Afghanistan, which reminded me of Alighiero e Boetti’s embroidery workers.


Iraq Dialogs


As the pre-Iraq-war tension was building up, the same ‘What-do-you-think?’ concept that had been at the basis of my Afghani Dialogs presented itself to me for the production of what I call the Iraq Dialogs. As a point of departure, I assembled television images on the Iraq conflict in an Internet slide show entitled My private war archive (www.thing.net/iraq). Selected interface segments of this media material – SHOWDOWN IRAQ, WOULD U.S. USE NUKES? – served as the basis for dialogs with Iraqis living in Europe. As a medium on which to present the results, I decided in favour of ceramic tiles of the kind often used in Arab countries. Over a period of nearly a year, I succeeded in conducting a productive exchange of opinions with Iraqis living in various cities of Europe, and was able to ‘materialise’ it with the aid of art institutions. Assistants painted the logos and headlines as well as the calligraphic reactions onto tiles which were glazed and fired. A material extremely resistant to aging but nevertheless fragile, ceramic tiles have a quality in common with stones on the one hand and glass screens on the other. They are therefore capable of evoking a range of historical, art-historical and political associations. Binan Finjan and Ahmet Baban were my Iraqi dialog partners in Bremen. Finjan and his family came from Baghdad in 1992, crossing the ‘green border’ into Germany under adventurous circumstances. The Finjans are members of a very small Christian minority in Iraq called the Mandeans. Several members of their family were terrorised by the Hussein regime and one uncle was killed for political reasons. A native of the Iraqi town of Mosel, Ahmet Baban came to Germany in 1982 in the wake of the war with Iran. This Iraqi Kurd is now a social worker in Bremen. The terrible fate of the Iraqi Kurds under Saddam Hussein is now well known. The interviews with the two dialog partners are to be found on the exhibition website (www.ganahl.info/gak.html). Ahmet Baban’s preparatory work had already been concluded before the war. The meeting with Binan Finjan took place at the very beginning of the official post-war phase.


Historiography


It was not easy for any of the participants to react to the headlines pertaining to the war in Iraq. The situation before and during the war brought about anxiety and stress for many of the Iraqis who had agreed to work with me. With a single exception, all of my dialog partners – who were scattered throughout Europe – were opposed to Saddam Hussein. The war and the accompanying uncertainty were terrifying for them, as they all had family members and/or friends in Iraq with whom they could not communicate for weeks. The circumstances were further aggravated by the constantly changing situation and news coverage. It is remarkable how our opinions adapt to the events as they unfold and are conditioned by the media coverage. My concern is to put my finger on specific moments and, to an extent, to take historiography into my own hands. The practise of juxtaposing official information designed to condition the global public with the individual opinions that are of no interest to any politician or historian seems to me to offer an alternative approach to traditional historiography. With a querulous sense of irony, the artworks thus produced can even be projected onto the art-historical genre of history painting. As opposed to the museum-filling history pictures, here it is the so-called voice of the people which uses the voice of power as a framework for its own historiography.


Asymmetry and Anachronism


In the meantime the constellation of conflicts has changed, the legitimation context has shifted and the opinions of the public have taken a new direction. Points of view and opinions can become so far removed that convictions valid one minute can hardly be fathomed the next. There is an asymmetry between the power of the television news coverage machinery en route with the military and the opinions of Iraqis in exile. This discrepancy corresponds to the anachronism that automatically ensues when political news become subject of artistic work. This shifted, removed, dislocated achronology does not disqualify the works I have produced in connection with contemporary political events, but rather serves as a truth-claiming justification for the ‘firing and petrification’ of political opinions and counter-opinions in ceramic tiles. The reactions of my dialog partners to the occasionally quite aggressive, cynical, and threatening media material – NEXT TARGET?, etc. – were not influenced or censored by me in any way. I would also like to point out that I do not automatically share the opinion of my various dialog partners in this idiosyncratic, artistic ‘poll-taking project’.
In only very few cases were the results anti-Semitic or anti-American. These cases were not further processed. My project “Iraq Dialogs” is not intended as a platform for anti-Americanism but as a forum in which alternative opinions and the recontextualised media voices of the war-conducting power are juxtaposed, preserved and aesthetically realised. In Bremen several of the dialog-bearing ceramic tiles were put on long term display in the public realm. We encountered several frustrating surprises in the process, including rejection, explicitly on account of the Arabic calligraphy. Now the writing of these works is being ‘continued’ by graffiti as well as by the constant unfolding of current events.


The Exhibition


In the exhibition at the Gesellschaft für Aktuelle Kunst, the “Iraq Dialogs” and the “Afghanistan Dialogs” were shown along with other projects. “Und was denken Sie” (and what do you think) consists of a series of works on paper inviting the exhibition visitors to comment on various headlines referring to the Middle East. Interestingly, the visitors took only hesitant advantage of this forum for written and graphic response. The series of ballpoint pen drawings alludes to George W. Bush’s idiosyncratic expressions, the nomenclature of his warmongering administration and the dramatic events taking place within his first term of office: “Axis of Evil,” “Operation Enduring Freedom,” “Homeland Security,” “9/11,” “Al Qaeda,” “Patriot Act,” “Old Europe,” “Freedom Fries,” etc. Executed in a manner reminiscent of Alighiero e Boetti’s warplanes, these drawings also served as the basis for a series of self-made 80¢ postage stamps which I sent from New York to the exhibition in Bremen. To our amazement, the majority of postcards bearing these illegal stamps arrived at their destination. Despite the illustration, I am compelled to protect myself from legal consequences by modifying my self-incriminating statements and referring to the possibility of a computer-aided lie. In other words, I leave it to the reader and spectator to decide whether the postage stamps were ever actually processed by the post office, as claimed in the illustration caption. Postage stamp forgery is a felony punishable by up to five years in prison in the U.S., an option that should be well-considered in view of the possibilities offered by Photoshop.


“Seminars/Lectures,” begun in 1995, is a series of photos of university professors and lecturers and their audiences. My attendance of a seminar entitled “The Representation of Intellectuals” held by Edward Said at Columbia University is what originally inspired me to undertake this work-in-progress. In numerous studies, the late Edward Said pointed out that the representation of the (Middle) East and the Arabs in literature, science and art in the course of the centuries has contributed to the formation of stereotypes of which the West has availed itself to underpin its own self-image and politics. Having evolved over a very long period of time, these conceptions are still strongly dominant in politics and the media landscape today. The photos captioned “Daniel Barenboim, Edward Said, Music and Society, moderator, Michael Kimmelman, The New School, New York, 10/1/02” show the Palestinian-born scholar with the Israeli conductor Daniel Barenboim, jointly introducing a summer music programme at which young Israeli and Arab talents were to come together to receive instruction and get acquainted. “Mohammed H. Allafi, Islamische Kultur und Modernismus – Zur Rolle der Migranten und säkularen Intellektuellen beim Aufbau einer Zivilgesellschaft im Vorderen Orient, Universität Frankfurt, Frankfurt, 1/26/2000” and “Hamid Dabashi, Assia Djebar, Azar Nafisi, Orhan Pamuk, Moderator: Farhad Kazemi, Islam, The Public and the Private Spheres, Session V. Representations of Privacy in Literature and Film: Case Studies, New School University, New York, 12/7/02” were talks revolving around similar issues of intercultural representation. Klaus Theweleit’s lecture “Playstation Cordoba/Yugoslavia/Afghanistan etc. – A war model, Klemens Gasser & Tanja Grunert Gallery, New York, 10/9/02” focused on the subject of war, while Zeinab Eyega examined the problems related to the circumcision of the female genitals for cultural and religious reasons in "Female Circumcision, Female Genital Mutilation, A Health & Human Rights Issue for Girls and Women, Columbia University, New York 2/25/1997.”


Knowledge and power also play a role in the evaluation of languages. I have been integrating the continual process of learning languages – Japanese, Korean, Modern Greek, Russian and Chinese – into my artistic activities since 1990. In 2002 I began my work “My First 500 Hours Basic Arabic,” 500 videotaped hours on 250 VHS cassettes, which I was able to continue in Bremen with the help of Jamal el Allouki. I also used my various exhibition preparation sojourns in Bremen to read and discuss a small selection of texts by Frantz Fanon with a group of interested persons. Reading and discussion has likewise been an integral aspect of my artistic practise since 1994, and one that is also incorporable into the exhibition context, as in the case of the projects “Karl Marx Lesen,” “Leggere Antonio Gramsci,” “Frantz Fanon Lesen,” etc. Frantz Fanon was a native of Martinique who received his education as a theoretician and psychiatrist in post-war France. Until his untimely death, he was preoccupied with colonial and post-colonial issues of self-determination and liberation, particularly in The Wretched of the Earth and Black Skin, White Masks. Self-criticism, the function of intellectuals and the use of violence are further recurring themes in Fanon’s work.


The drama of the fatal events taking place in the Middle East brought about my evolution from a newspaper reader to a newspaper copyist. The first article I copied was a New York Times portrait of a talented young of London School of Economics student who became an Al Qaeda terrorist. As the gravity of the Iraq crisis increased, I conceived the idea of copying every New York Times article concerned with the impending conflict. My plan was soon thwarted by the great abundance of newspaper reports and the sheer impossibility of keeping up with the events of the “Times” as a letter-by-letter copyist. A selection the first articles, traced on parchment with a fine pen in the summer of 2002, is on display in the exhibition.


On the day of my arrival I came across an interesting interview with Alain Finkielkraut in the Frankfurter Allgemeine Zeitung entitled “Feind aus besten Absichten, Antisemitismus im Wandel” (enemy with the best intentions, anti-Semitism and how it is changing; Nov. 12, 2003). I decided to copy this article and include it in the exhibition as well. Finkielkraut surmises that most criticism of the U.S., Sharon and globalisation is strongly informed by anti-Semitism: “The opponents of globalisation do not preach primitive Jew-hatred. But the ritual diabolisation of the United States and Israel shows that they operate under the assumption of an international plot – as though the process of globalisation had been planted in the world by a conspiracy. … The altermondialists have succeeded in monopolising the critical discourse on globalisation. I regard this to be the great calamity of our times. They accept a form of anti-Semitism which they believe defends the new reprobates of the earth. … The anti-Semitism of the vigilantist antifascists is particularly dangerous. I fear it has a great future in the hands of the anti-globalisationists. … Rather than opposing it, the left-wing radicals find arguments for excusing it. The term ‘Islamophobia’ was invented as a means of doing just that or, indeed, of justifying it. Anti-Arabic racism must be combated. But ‘Islamophobia’ is something entirely different. The purpose of this coinage is to make every critique of Islam appear racist.” I agree with Finkielkraut on many counts, because again and again I have encountered – to my horror –globalisation opponents and pacifists who make use of frighteningly anti-Semitic and chauvinist stereotypes to defend their points of view. I would like to add, however, that it is important to criticize the international war industry, social and economic injustice, racial and religious discrimination and intolerance of every kind, and to force their rectification.


Rainer Ganahl, December 2003, www.ganahl.info