Fr den Knstler Rainer Ganahl war die Auseinandersetzung mit dem Werk
von Marcel Duchamp ein wichtiger Impuls fr seine Rauminstallation use a
bicycle. Der Lehrling in der Sonne im Kunstmuseum Stuttgart. Duchamps Werk
ebenso wie dessen Werkbegriff wurden bei Ganahl zu wichtigen Bezugspunkten. Zu
Duchamps Schachtel von 1914 (franz. Bote de 1914) gehrt auch die
Zeichnung Den Lehrling in der Sonne haben (franz. Avoir lapprenti dans le
soleil), in der ein Radfahrer einen Berg erklimmt. Sie ist fr den
sterreichischen Knstler der Ausgangspunkt fr ein anspielungsreiches
Verweissystem rund um das Fahrrad.
Seit den 1910er Jahren reprsentierte das Fahrrad in der Kunst mehr als
nur ein Transportmittel; zahlreiche Knstler verstanden es als Metapher fr die
modernen Zeiten. Am Ende des 19. Jahrhunderts revolutionierte das Zweirad die
Fortbewegung und wurde zum Massenartikel, an dem sich auch frhzeitig
kapitalistische Vermarktungsstrategien der Industrie zeigten.[1]
Die Avantgarde des frhen 20. Jahrhunderts schloss das Fahrrad in ihre Utopien
von einem mechanisierten Zeitalter ein: Das Fahrrad wird Teil des eigenen
Krpers, ergnzt ihn zum rollenden Objekt, das sich im selbstbestimmten
Rhythmus durch Raum und Zeit bewegt.
Marcel Duchamp war der erste, der ein reales Fahrrad in seine Kunst
integrierte und damit zugleich die Kunstgeschichte revolutionierte, da er das
erste sogenannte Ready-made erschuf:
Der Ausdruck
Ready-made tauchte erst im Jahr 1915 auf, als ich nach Amerika ging. Er
interessierte mich als Wort, aber als ich ein Fahrrad-Rad mit der Gabel nach
unten auf einem Schemel montierte, dachte ich dabei weder an ein Ready-made
noch an irgendetwas anderes, ich wollte mir nur die Zeit vertreiben. Es gab
keinen bestimmten Grund dafr, ich wollte es nicht ausstellen und nicht
beschreiben. Nichts dergleichen ...[2]
(Marcel Duchamp)
Mit dem Fahrrad arbeiten, es als Anregung, Aufforderung und Zeitvertreib
begreifen – trotz der fast 100-jhrigen zeitlichen Distanz sind sich die
beiden Knstler Duchamp und Ganahl in diesem Punkt einig. Letzterer knpft an
Duchamps Strategien auf zwei Arten an. Zum einen setzt er sich mit dem
Ready-made auseinander, das er als Konzeptknstler in eine zeitgenssische Form
berfhrt; zum anderen sind es die inhaltlichen Aufladungen, welche bereits
Marcel Duchamp anlegte und die Ganahl nun aufgreift und erweitert. Um seine
assoziativen Bezge besser nachzuvollziehen, ist es notwendig, Duchamps Kunst
an einigen Stellen genauer zu erlutern.
Marcel Duchamps Schachtel von 1914 hngt eng mit seinem Hauptwerk
Groes Glas (1915-1923; franz. Grand Verre) zusammen. Die Box umfasst 16
fotografische Reproduktionen seiner Notizbltter sowie der Zeichnung Den Lehrling
in der Sonne haben, die der Knstler im Original auf einem Notenblatt
ausfhrte. Diese Sammlung befindet sich in einer Kiste fr Fotoplatten
(Plaques extra rapides au Gelatino-Bromure dArgent). An diesem frhen Werk
zeigt sich bereits Duchamps vielschichtiger Umgang mit Original und Duplikat.
Die Schachtel selbst verweist auf eine ltere Reproduktionstechnik – die
Bromsilber-Gelatine-Trockenplatte –, die durch den Rollfilm als viel
modernerer Bildtrger zu Beginn des 20. Jahrhunderts abgelst worden war.
Schachtel und Inhalt stimmen folglich nicht berein. Mittels der
Schwarzweifotografie hat Duchamp die Notizbltter nachgebildet und in einer
5er Auflage in Umlauf gebracht.[3]
Seine Handschrift ist als Reproduktion auf Fotopapier erhalten. Die originalen
Bltter spielten keine Rolle mehr fr den Knstler.[4]
Er objektiviert in gewisser Weise seine eigene handschriftliche Notiz. Ein Jahr
nach seinem ersten Ready-made, dem legendren Fahrrad-Rad auf dem Schemel,
bertrug Duchamp seinen radikalen Schritt konsequent auch auf seine Schriften
und Notizen: In der Schachtel von 1914 lste er sich ebenfalls von einem fr
ihn berholten Originalbegriff und bereitete den Weg fr die Vervielfltigung
und die Auflagenkunst.
Rainer Ganahl greift nun die Reproduktion der einzigen Zeichnung aus der
Schachtel von 1914 auf und lsst auf ihrer Grundlage ein Neonbild anfertigen
(S. xx). Er verwandelt dabei den Mastab, einige Details und den Titel (Der
Lehrling in der Sonne). Die bersetzung in ein Neonschild spielt mit dem
historischen Gebrauch der Technik: Die groen Zeiten der Neonleuchtreklame sind
durch die Verbreitung der LED-Technik endgltig vorber. Auch in der jngsten
Kunstgeschichte werden Neonschriften schnell als Zitat der Pioniere aus den
1970er Jahren, wie Bruce Nauman oder Joseph Kosuth, verstanden. Die Moderne hat
sich hier selbst berholt und zitiert ihre Verfahren. Genau diese
Beschleunigung fhrte bereits Duchamp anhand der fotografischen Techniken mit
seiner Schachtel von 1914 vor.
Im Falle seiner Google-Paintings (S. xx) hingegen entschleunigt Ganahl
seinen Materialtransfer, indem er die Internetseite zu einem statischen Bild
gefrieren lsst. In einer mehrstndigen Performance plottet der Knstler das
Suchergebnis zum Begriff bicycle bomb vom Oktober 2006 an die Museumswand. In
gewisser Weise ldt er den Output aus der globalen Suchmaschine herunter.
Doch ist sein Verfahren anachronistisch zeitaufwendig, materialintensiv und
schon lange nicht mehr aktuell. Die Charakteristik der Google-Suche wird durch
Ganahls Verfahren unterlaufen und dadurch in ihrer Kurzlebigkeit vorgefhrt.
Form und Inhalt klaffen weit auseinander. Die absolute Verfgbarkeit und die
totale Verbreitung, die der Internetsuche zugeschrieben werden, konterkariert Ganahl
durch seine Technik. Die Eintrge von Oktober 2006 in der internationalen
Suchmaschine suggerieren, dass sie zu einem bestimmten tagespolitischen
Sachverhalt objektiv informieren. Tatschlich entscheidet jedoch nicht allein
die Aktualitt der Ereignisse ber die Auflistung der Eintrge in der
Suchmaschine. konomische Interessen, Aufarbeitung von Informationen in den
verschiedenen Lndern ebenso wie unvorhersehbares Userverhalten tragen zum
Stellenwert der Online-Suchergebnisse erheblich bei. In seiner mittlerweile
umfangreichen Serie News Paintings untersucht Ganahl darber hinaus die Art
der Informationsaufbereitung im Internet. Die seitlichen Informationsbalken,
die zum weiteren Durchklicken einladen, Verweise und Werbung bereit halten,
lsst er ebenso detailliert wie das Hauptfeld abmalen. Die technische
Verfremdung sensibilisiert fr die visuelle Organisationsstruktur des Mediums,
bei dem aktuelles, weltweites Geschehen, Konsum und Pornografie nur einen Klick
weit auseinander liegen.
An der Ausstellungswand entwirft Ganahl eine zeitgenssische Geschichte
des Fahrrads als Bombe in gemalten und geplotteten Internetseiten. Er selbst
spricht von modernen Historienbildern, da sie in ihrer ausschnitthaften Sicht
der Geschehnisse gepaart mit dem nicht einzulsenden Wahrheitsversprechen die
gleiche Funktionsweise wie die Salonbilder des 19. Jahrhunderts aufweisen. Die
Begebenheiten von weit entfernten Kriegsschaupltzen, die uns kaum bekannt und
fremdartig erscheinen, holt Ganahl nah an den Betrachter heran. Der gemalte
Google-Beitrag ber den durch eine Fahrradbombe verletzten deutschen
ISAF-Soldaten in Afghanistan offenbart die globalisierte Wirklichkeit (S. xx).
Selbst in Deutschland wurde das Fahrrad in einem prominenten Fall als Bombe
eingesetzt: beim RAF-Attentat auf Alfred Herrhausen am 30.11.1989 (S. xx). Ein
Internetportal mit den Hintergrnden zu diesem terroristischen Anschlag hat
Ganahl auf Leinwand abmalen lassen. Dem Knstler gelingt es mittels der
Prsentationsform, brisante politische Tatsachen mit einer Reflexion ber die
Informationsaufbereitung zu verbinden.
Die Fahrradbombe kommt heutzutage immer hufiger in armen Kriegsregionen
vor, in denen das Auto eine Raritt darstellt und deshalb fr andere
strategische Einstze vonnten ist. Das Fahrrad ist in diesen Gebieten eine
Waffe, die aus purer Armut entwickelt wurde. In der Ausstellung kontrastiert
Ganahl dieses Phnomen mit einem Luxusnebenprodukt deutscher
Automobilhersteller: fnf edle Mercedes-Benz-Fahrrder dienen ihm als eine Art
Duchampsches Ready-made.
Zwei dieser Fahrrder stehen im Museumsraum und wirken an diesem Ort
befremdend und fehl am Platz. An der einen Wand lehnt Ganahls Fahrrad-Skulptur
Dont steal my Mercedes-Benz bicycle (S. xx), ein prpariertes Rad, das sich
von dem zweiten Museumsbike gleichen Titels deutlich unterscheidet. Alle
Partien, die der Radfahrer mit seinem Krper berhrt, hat der Knstler in
Bronze nachgieen lassen und an das Rad montiert. Das leichte Fahrrad, wie es
von dem Hersteller angepriesen wird, ist nun ein Widerspruch in sich.
Monumentalisiert zu einer klassischen Plastik wirkt Ganahls Fahrrad hnlich
paradox wie Duchamps Fahrrad-Rad, das dieser auf einem Schemel befestigte. Auch
wenn sich Duchamps Rad noch drehen lsst, ist es seiner ursprnglichen Funktion
beraubt. Erneut arbeitet Ganahl mit der materialen Entschleunigung. Der
aufwendige Bronzeguss bentigt viel mehr Zeit als die serielle Produktion des
Fahrrads. Bereits Vorhandenes und Vorgefertigtes erfahren durch das context
shifting ebenso wie durch funktionale Eingriffe einen essentiellen
Bedeutungswandel: Die Parallelen zu Duchamps Ready-made sind
offensichtlich.
Auch vor dem Museum und an weiteren Pltzen der Stadt stellte Ganahl
Mercedes-Benz-Fahrrder ab, die er mit jeweils zwei unterschiedlichen Ketten
befestigte. Hier fllt das Rad nur dem Dieb oder dem Liebhaber besonders edler
Zweirder auf. Anders als im Museumsraum ist das Rad nicht dekontextualisiert,
sondern vielmehr re-kontextualisiert. Im Auenraum besteht die reale Gefahr,
dass das Fahrrad gestohlen werden knnte, so wie es der Werktitel Dont steal
my bicycle bereits anmahnt. Die Sicherungsketten, wie sie auch an dem einen
nicht prparierten Fahrrad im Kunstmuseum angebracht sind (S. xx), haben vor
dem Museum eine Funktion. Doch schleicht sich auch hier ein paradoxer Ansatz
von Funktionslosigkeit ein. Ganahl bringt ein sogenanntes diebstahlsicheres
Kryptonite-Schloss an seine Fahrrder an. Daneben schliet er seine Rder mit
schweren Bronzeketten ab, die zwar sehr diebstahlsicher wirken, tatschlich
aber aufgrund der Sprde des Materials leicht zerborsten knnen. Im Museum
setzt er zustzlich Porzellanketten ein, die den Inbegriff der Zerbrechlichkeit
und damit den Hhepunkt der Funktionslosigkeit darstellen.
Aus Porzellan hat er auch die Teile gefertigt, die den bergang von
Radfahrer und Fahrrad markieren: Pedalen, Schutzhelm, Sattel, Lenker, Klingel
liegen auf einem separaten Sockel aus (S. xx). Wie in der klassischen Skulptur
gelufig, bildet Ganahl reale Dinge in einem anderen Material nach, doch ist
bei ihm – anders als in der Plastik des 19. Jahrhunderts – die Wahl
des Materials bereits Teil des inhaltlichen Konzepts. Der Knstler bedient sich
der Materialikonografie weniger in einem kunsthistorischen als in einem
sozio-kulturellen Sinne. Ganahl richtet seinen Blick auf das einzelne Objekt
und befragt es in seiner gebruchlichen wie symbolischen Funktion. So steht das
Mercedes-Benz-Fahrrad am obersten Ende der deutschen Produktpalette und
verspricht nicht nur eine optimale Qualitt, sondern natrlich auch soziales
Prestige dank materiellen Wohlstands, den er durch die materialen Ergnzungen
in Bronze weiter steigert. Aufgestellt zwischen den Google-Paintings zum
Thema Fahrradbombe kommt auf einer inhaltlichen Ebene ein zweites context
shifting hinzu. Die in Neonschrift ausgefhrte Aufforderung use a bicycle (S.
xx), die unmittelbar am Raumeingang aufgehngt ist, richtet sich offenbar nicht
nur an den kologisch bewussten Radler – eine typisch deutsche bzw.
europische Lesart. In Ganahls globaler Denkweise steht das Fahrrad ebenso fr
die mit Sprengstoff bestckten Drahtesel in Afghanistan.
Use a bicycle nimmt Ganahl als Aufforderung in vielerlei Hinsicht
ernst. Die politische Dimension spielt bei ihm ebenso eine Rolle wie die
Maschinentrume der Avantgarde. Inspiriert von Marcel Duchamp begreift er das
Fahrrad als Prothese des menschlichen Krpers. In Duchamps Werk ist der Gedanke
der technologisierten Welt und speziell des mechanisierten Krpers zentral.
Sein Hauptwerk Groes Glas figuriert ebenfalls unter dem Titel Die Braut
wird von ihren Junggesellen entkleidet, sogar (franz. La Marie mise nu par
ses clibataires, mme).[5]
Die doppelte und in der Mitte unterteilte Glasscheibe beschreibt zwei Sphren,
die fr einander unerreichbar bleiben: Die obere Hlfte ist der Braut
zugeordnet, whrend die untere von den zahlreichen Junggesellen bevlkert wird.
Die Zeichnung auf Glas erinnert an eine technische Funktionsdarstellung und
zeigt keine menschlichen Gestalten. Die Braut ist eine Maschine, die von den
Junggesellen begehrt wird. Deren Begehren bleibt jedoch unerfllt und findet
seinen symbolischen Ausdruck in der mechanischen Schokoladenreibe, die im Reich
der Junggesellen dargestellt ist. Die Schokoladenreibe, die schon frher im
Werk von Duchamp eine Rolle spielte, funktioniert als rotierendes Objekt. Das
Rad ist das Grundprinzip ihres Mechanismus. Das Rad beschreibt fr Duchamp die
Onanie der Junggesellen. In diesem Sinne weist Jake Kennedy zurecht darauf hin,
dass der Radfahrer in der Zeichnung Den Lehrling in der Sonne haben ebenfalls
eine Allegorie auf die Begierde ist. Er befindet sich auf einer
Selbstbefriedigungsfahrt, deren Klimax er noch nicht erreicht hat. Das
Fahrrad ist fr Duchamp zugleich eine Allegorie und eine der Onanie dienende
Maschine.[6]
Die Erotisierung der Maschine respektive die Mechanisierung des Krpers
ist ein durchgngiges Leitmotiv bei Duchamp ebenso wie bei den Surrealisten.
Rainer Ganahl greift dieses Motiv auf, indem er die mit dem Krper in Berhrung
kommenden Fahrradteile durch andere Materialien wie Bronze oder Porzellan
ersetzt. Daran wird deutlich, wie sich Krper und Fahrrad ergnzen. Neben den
Ersatzteilen aus Porzellan steht auf dem gleichen Sockel ein Monitor, auf dem
Ganahls Video Bicycling Flann OBrien – It was the grip of a handlebar –
her handlebar (2006) luft
(S. xx). Darauf sieht man den Knstler in einem groen, leeren Loft im Kreis
radeln. Auf seinem Lenker sitzt eine junge Frau und liest aus Flann OBriens
Roman The Third Policeman vor.[7]
Der Kameramann steht in der Raummitte und folgt den Fahrradrunden. Die
Vorleserin liest nur bestimmte Passagen aus dem surrealen Roman vor, in dem das
Fahrrad eine ganz herausragende Rolle spielt. Der Protagonist ist immer mit dem
Fahrrad unterwegs und nimmt das Fortbewegungsmittel zunehmend als weibliche
Person wahr, mit der er in einer Art krperlichen Liebesbeziehung steht. Er
entwickelt dabei die abstruse Theorie, dass sich bei Vielfahrern die Atome des
Rads mit dem des Bicyclisten vereinen. Fahrrad und Radler werden tatschlich zu
hybriden Wesen, wie sie in den Vorstellungen der Avantgarde immer wieder
durchscheinen, bzw. der Akt des Radfahrens wird mit dem Liebesakt
parallelisiert. Rainer Ganahl setzt den Text in ein ausdrucksstarkes filmisches
Bild um. Die Frau auf dem Lenker, die tatschlich auch Ganahls Freundin ist,
trgt den erotisch aufgeladenen Fahrradtext von Flann OBrian vor und
erotisiert durch ihre Prsenz die Fahrradfahrt im sonnendurchfluteten Loft.
Mehrere gegenstzliche Vorstellungen des Fahrrads charakterisieren
Ganahls Rauminstallation. In den romanischen Sprachen ist das Fahrrad feminin
(franz. la bicyclette); eine Vorstellung, die sich in den erotischen
Maschinentrumen der Avantgarde widerspiegelt. Das Fahrrad wird zu einem Objekt
der Begierde – Ganahls Anspielung in den Werktiteln auf den mglichen
Diebstahl unterstreichen dieses Thema ebenfalls. Demgegenber steht ein
mnnliches Prinzip, wenn das Fahrrad als Waffe eingesetzt wird. Genauso gut
lsst sich ein Gegensatz zwischen arm und reich feststellen. Das Fahrrad wird
bevorzugt in armen Regionen als Bombentrger eingesetzt, da eine Autobombe viel
zu teuer wre. In Deutschland hingegen gibt es Luxusrder, die von den groen
Automobilherstellern geliefert werden. Sie implizieren Freizeit, Sport und Spa
und bringen gleichzeitig dem Besitzer soziales Prestige ein. Rainer Ganahl
arbeitet mit einem dialektischen Prinzip, das sowohl historische als auch
globale Referenzen einbezieht. Wie bereits fr Marcel Duchamp ist auch fr ihn
das Fahrrad eine ausdrucksstarke Metapher fr unsere Gegenwart.
[1] Sharon Anne
Babaian: The Most Benevolent Machine. A historical Assessment of Cycles in
Canada. Ottawa 1998, S. 97.
[2] Marcel Duchamp in
einem Interview mit Pierre Cabanne. Vgl. Pierre Cabanne: Gesprche mit Marcel
Duchamp. Kln 1972, S. 66.
[3] Linda Dalrymple
Henderson: Duchamp in Context. Science and Technology in the Large Glass and
Related Works. Princeton 1998,
S. 71-85.
[4] Eine mgliche Anregung fr Duchamp war
vermutlich das erste Faksimile der Schriften von Leonardo da Vinci, das 1913
erschienen war. Wie bei einem Faksimile reproduziert Duchamp die primren
Eigenschaften seines Textes mittels der modernsten Technik seiner Zeit. Mehr zur Rolle der
Notizen bei Duchamp siehe Franoise Le Penven: Lart dՎcrire de Marcel
Duchamp. propos de ses notes manuscrites. Cahors 2003.
[5] Eine der besten Einfhrungen zu Duchamps
Groes Glas ist der Ausstellungskatalog von Harald Szeemann, der 1999
erweitert wiederaufgelegt wurde: Ausst.Kat. Die Junggesellenmaschine, hrsg. von
Hans Ulrich Reck und Harald Szeemann, (Kunsthalle Bern 1975), Wien 1999.
[6] Jake Kennedy: Modernist (Im)mobilities:
Marcel Duchamp, Samuel Beckett, and the Avant-Garde Bike, in: tout-fait. The
Marcel Duchamp Studies Online Journal, 2005, www.toutfait.com.
[7] Der irische Autor schrieb diesen Roman
zwischen 1939 und 1940. Er wurde jedoch erst posthum 1967 verffentlicht.