Iraq dialogs
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about this
exhibition
texts: (German) Verfeinerte
Informationen - Versteinerte Politik / (English)
Refined Information and Petrified Politics, 2003
Interviews with Iraqi Dialog Partners:
Finjan Binan and Ahmet
Baban
about
this exhibition
index
Illustration of our collaborative work
see below this page or here:
Rainer Ganahl: Interview
mit Binan Finjan, Juni 2003
Wortwörtliche Transkribtion des Video Interviews.
Frage: Das Arabische was heißt das jetzt alles genau?
Antwort: Sie wollten erstmal den englischen Titel haben: Powerful
Coverage. Nur von der Ansicht der Amerikaner das habe ich
so geschrieben. Ich hoffe, das ist auch so richtig. Nur von der Ansicht
der Amerikaner.
F: Nur von der Ansicht der Amerikaner. Sehr schön. Ja, machen wir
das alles. Lesen Sie mir das vor.
A: (sagt etwas auf Arabisch)
F: Possible bio-labs on wheels.
A: Was sind Sie? Pardon: Wo sind Sie?. In
here.
F: I feel secured. Das ist die Hauptsache
A: Das ist die Hauptsache. Das ist auch der einzige Grund, warum
sie da sind. (sagt etwas auf Arabisch) American Style of Justice.
Jetzt hat auch die ganze Welt den American Justice gesehen und in
dem alles kaputt gemacht wird. (sagt etwas auf Arabisch) Rumsfeld.
Freedom....
F: Freedom is untidy.
A: Welche Freiheit? Die Iraker können nicht ihre eigene Regime...
äh, Regierung wählen. (sagt etwas auf Arabisch)
F: Lutis Target: Iraqi hospitals
A: Wenn die Amerikaner die Straßen und die Gebäude genauso
überwacht hätten wie das Ölministerium und die Ölfelder,
dann wäre das auch nicht passiert. (sagt etwas auf Arabisch)
F: US-Flag replaced.
A: Irak bleibt irakisch und wird nie amerikanisiert oder amerikanisch.
(sagt etwas auf Arabisch)
F: Saddams statue
A: Saddam hat die Iraker immer gedemütigt. Für die Iraker
es ist eine Erleichterung, ihn fallen zu sehen. (sagt es auf Arabisch)
F: Coalision Forces take down bronze statue.
A: Auch wenn sie hundert Statuen kaputthauen sollten, Saddam bleibt
am Leben. Wichtig ist, daß sie ihn kriegen. (sagt es auf Arabisch)
F: Sehr schön.
A: Viel ist das nicht leider.
F: Doch, das reicht schon. Also: cost of war.
A: Die Iraker zahlen seit 35 Jahren mit ihren Leben und werden noch
bezahlen, bis sie die Freiheit bekommen. (sagt es auf Arabisch)
F: Tension lies over Syria.
A: Irak ist nicht die letzte Station. (sagt es auf Arabisch)
F: (lacht) Sehr schön. Celebration in Bagdad
A: Die Iraker haben nicht die Amis gefragt
F: Gefeiert, glaube ich.
A: gefeiert Pardon haben nicht die Amis
gefeiert, sondern die Freiheit. Und die Plünderer sind keine Iraker,
die Amis haben auch
(Pause, überlegt) wollten eigentlich teure
Sachen
teure Sachen mitgehen lassen Ich les nochmal: Die
Iraker haben nicht die Amis gefeiert, sondern die Freiheit. Und die Plünderer
sind keine Iraker die Amis haben auch teure Sachen mitgehen lassen.
(sagt es auf Arabisch)
F: Können wir das nochmal kurz lesen, weil ich da gelacht habe, also
ich fand es sehr gut: Tension lies over Syria.
A: Irak ist nicht die letzte Station. (sagt es auf Arabisch)
F: Sehr schön. Target Iraq
A: Saddam war nicht das Ziel. Irak war immer das Ziel. (sagt
es auf Arabisch)
F: Und dann hier: US-Flag replaced
A: Nur die irakische Flagge wird über Irak plaziert.
(sagt es auf Arabisch)
F: Also, sehr schön. Sie wissen eh... also, ich werde die Sätze
nehmen und dann plazieren und wir machen dann diese Kacheln. Ich zeig
Ihnen, wie so eine aussieht. Ich hab da eine mitgenommen, von einem...
Allerdings habe ich gehört, da sei ein Fehler drauf. So sehen die
dann aus, sind kleinere. So sehen die dann aus. Und wir machen dann...
Und die werden dann im Stadtbereich von Bremen angebracht. Wir verständigen...
und dann geb ich auch dann Ihren Namen an. Nicht... das der Bericht von
Ihnen kommt und so. Was dürfen, sollen, können wir von ihnen
angeben? Sollen wir sagen: Herr Findjan Baban, und was würden Sie...?
Finan heißen Sie?
A: Binan Findjan. Sie können meinen Namen ruhig nehmen, das ist eigentlich
sehr bekannt in Bremen.
F: Dann schreiben wir vielleicht auf, wie wir das am besten machen sollen,
daß ich das richtig mache und so. Ich mache auch eine Internet-Seite.
Findjan Binan.
F2: Welches ist der Vorname?
A: Binan. Hier ist ein Komma, damit Sie wissen, Binan ist mein Vorname.
F: Binan ist der Vorname, aha. Und dann würde ich sagen... geboren
in Bagdad, können wir das sagen?
A: Richtig, geboren in Bagdad. Irak. Deutsche Staatsangehörigkeit
F: Genau. Und wann sind Sie nach Deutschland gekommen?
A: Vor 12 Jahren.
F: Also es war... Seit 1992 in Deutschland. Und sollen wir einfach sagen...
Als Beruf sagen wir einfach Juwelierhändler, oder was
sollen wir sagen?
A: Kaufmann, Juwelierhändler...ja.
F: Juwelierhändler. Ja, und dann habe ich eh Ihre e-mail und so.
Und wir dürfen das also dann verwenden und machen dann diese Kacheln.
A: Alles klar.
F2: Wobei eigentlich... Juwelier ist schon... oder Juwelenhändler,
ist in Deutsch korrekt.
A: Kaufmann ist am besten. Kaufmann. Das hört sich besser
an.
F: Machen wir Kaufmann.
A: Nachher werde ich gekidnappt auf der Straße... (lacht)
F: Nein, nein, nein! (lacht) Einfach Kaufmann. Und dann sagen wir Bremen
oder Bremen Umgebung.
A: Schwanewede.
F: Schwanewede. Jetzt habe ich hier... hier habe ich gestern noch ein
paar... Also, es sind ein paar neue gekommen. Wenn Sie wollen, können
Sie vielleicht auch... da steht zum Beispiel auch... Können Sie auch
noch was kurz draufschreiben. Zum Beispiel, die sind gestern... die waren
ja vorher schon... The new Iraq heißt es jetzt, was
würde Ihnen da einfallen? Das neue Irak. Fällt Ihnen da auch
was ein? The new Iraq.
A: Der neue Irak... was soll ich denn schreiben, mein Gott nochmal. Ich
seh das nicht so rosig vielleicht, wie die anderen.
F: Ja, dann sagen Sie das: Ich seh das nicht so rosig wie die anderen
A: Rosig schreibt man so, ne?
F: Ja, rosig passt schon. Genau, und dann auf Arabisch dasselbe.
Und wie sagt man das auf Arabisch?
A: (sagt es auf Arabisch)
F: Und dann haben wir auch reines... Ich mach denn das neu. Hier, das
ist von gestern gewesen, da heißt es wieder Sieben...,
da haben sie so ein Ding ausgenommen wieder: Seven killed in Ballat,
nicht siebenundzwanzig. Also, das ist auch so ein Teil aus
dem Fernsehen.
A: Nicht siebenundzwanzig? Sind das nur sieben, oder was?
F: Ja, es heißt, nur sieben sind umge... der erste Ding hieß...
Es ist so eine Art Korrigierung. Aber die Fakt, es werden immer wieder...
es kommt immer wieder zu Auseinandersetzungen zwischen den Amerikanern
und den Irakern.
A: Das wird es auch immer wieder geben. Soll ich jetzt hier drauf kommentieren?
F: Ja, was Ihnen im Moment einfällt.
A: Ob sieben oder siebenundzwanzig, das sind Iraker, die da sterben. Die
dort sterben.
F: Das paßt schon. Das muß nicht zu... Und auf Irakisch? Auf
Arabisch?
A: Damit das auch verständlich wird, warum ich das so geschrieben
habe. So: Ob sieben oder siebenundzwanzig - das sind Iraker, die
da sterben und sie kämpfen um ihre Freiheit. (sagt es auf Arabisch)
F: Und das letzte noch... ist auch von heute morgen: US-Military
Operation nets... Also, die haben 2300 Iraqi suspects
haben sie, jetzt sind ja alles mittlerweile Terroristen. Es gibt schon
eine militäre Operation und 2300 Iraker sind jetzt verhaftet worden.
Oder als suspekt also suspects als Verdächtige.
A: Verdächtige... Mein Gott nochmal, was soll ich denn dazu sagen?
F: Lassen Sie sich Zeit.
A: (überlegt und schreibt) Wenn ich nur daran denke, dann kriege
ich eine Krise...
F: Genau, dann schreiben Sie auch Ihren Namen dazu. Ich verwende die dann
auch als Zeichnungen, wenn Sie das sagen... Irgendwo hin, wo sie wollen.
Binan Finjan. Genau. Und ich verwende das dann als Zeichnungen. Also,
ich schreib dann auch noch ein paar Sachen. Ich übersetz es dann
auf Englisch und zeichne da ein bißchen rum. Ja, vielen, vielen
Dank. Ich schicke Ihnen dann... Ich mach dann eine Web-Seite. Es wird
jetzt wie gesagt umgesetzt und ich bau das hinein und wir verwenden die
dann und wenn die eröffnen, dann kommen Sie vorbei und Sie sind dann
Teil sozusagen der Ausstellung.
A: Hoffentlich, hoffentlich. Sie schreiben Datum und so weiter...
F2: Wir laden Sie ein.
F: Gut, dann danke auch.
A: Gerne.
F: wie gesagt, die werden dann im Stadtbereich angebracht, also in der
Innenstadt. Da werden die Kacheln angebracht und so und dann, nach der
Ausstellung, werde ich versuchen, die wieder... also, wenn sie nicht kaputtgehen,
ich wird die dann weiter... Ist es also auch in Ordnung, daß ich
die dann weiter behalte?
A: Ja.
F: Gut, vielen, vielen Dank. (...) Waren Sie während des ersten Irak-Krieges
auch in Bagdad?
A: Ja, ich war in Bagdad und ich war sogar danach in Kuwait, wo das dann
zustande gekommen ist. Und aus Kuwait bin ich direkt dann geflüchtet.
F: Waren Sie zufällig in Kuwait oder mußten Sie mit dem Militär
dorthin?
A: Ich mußte mit dem Militär dorthin.
F: Das heißt also, Sie sind eingezogen worden unter Saddam Hussein,
um Kuwait zu invadieren, also um in Kuwait einzufallen. Was gab es da...
wußten Sie... waren Sie regelmäßig in der Armee, oder
wurde Ihnen gesagt Wir nehmen jetzt Kuwait ein?
A: Wir waren ja regelmäßig in der Armee, klar, wie jeden Tag.
Nee, ich meine, ich war nicht in der ersten Einheit, die in Kuwait...
die Kuwait überquert haben, sondern ungefähr nach zwei Wochen,
nachdem die Kuwait überquert haben und unter Kontrolle gekriegt haben.
Nach zwei Wochen haben sie dann neu... die ganze Armee neu verteilt: Der
geht nach Kuwait, der da. Aldo, die Einheiten haben sie zerteilt. 50%
sind im Irak geblieben und die anderen 50% sind nach Kuwait eingezogen.
Und zu den anderen 50% gehörte ich. Da mußte ich hin, bin ich
ungefähr eine Woche dort geblieben und dann geflüchtet.
F: Also, Sie sind von der Armee geflüchtet dann. Wohin sind Sie geflüchtet?
A: Nach Baszra, erstmal nach Südirak, und vom Südirak nach Bagdad.
In Bagdad hat mein Vater eine Krise gekriegt, als er uns gesehen hat,
weil mein Bruder und ich, wir waren in derselben Einheit. Und in Bagdad
hat man damals die Deserteure... die hat man erschossen. Vor der Haustür,
wenn die die erwischt haben. Wir sind ja nur zwei Söhne und ein Mädchen
und mein Vater hat gesagt: Ihr bleibt jetzt keinen Augenblick mehr
hier. Wenn euch irgend jemand jetzt gesehen hat, unterwegs hierher, dann
wird er ja irgendeinen anderen benachrichtigen. Dann werden sie euch erhängen.
Das ist Kriegszustand. Dann sind wir nach Norden geflüchtet.
F: Die ganze Familie?
A: Nein, nein, nur mein Bruder und ich. Mein Vater konnte ja nicht alles
auf einmal aufgeben. Mein Vater ist Juwelier gewesen, wir sind eine ganz
reiche Familie gewesen. Der kann nicht einfach alles liegenlassen. Wir
sind nach Nordirak geflüchtet, dort haben wir einen Freund, da sind
wir erstmal geblieben.
F: Und Ihre Eltern sind dann nachgekommen?
A: Ja.
F: Die ganze Familie ist jetzt im Irak? Ist jetzt in Deutschland - Entschuldigung?
A: Mein Vater ist Schwede. Der ist nach Schweden geflüchtet, ist
mittlerweile Schwede, meine ich. Und meine Mutter ist hier, meine Schwester
und mein Bruder.
F: Der lebt in Schweden dann, Ihr Vater?
A: Er ist jetzt vor kurzem hierher umgezogen, weil er hat jetzt ein Geschäft
hier auch aufgemacht. Aber normalerweise lebt er in Schweden.
F: Und es war immer eine Juwelier-Familie?
A: Ja, schon seit irakischen Zeiten.
F: Und haben die auch den Schmuck selber gemacht oder hauptsächlich
gehandelt?
A: Nein, hauptsächlich gehandelt.
F: Und Sie waren damals in der Armee. War das eine freiwillige Armee,
oder war das eine...?
A: Nein, freiwillige Armee gibt es nicht. Nein.
F: Wie alt waren Sie denn da? Wann wurden Sie eingezogen?
A: Mit 18.
F: Mit 18. Und den Iran-Irak-Krieg haben Sie nicht mehr mitbekommen?
A: Nein, das hat mein Vater schon mitgemacht, das reicht.
F: Ihr Vater war schon im Irak?
A: Ja, der ist ´47 geboren. Den ganzen Krieg hat er mitgemacht,
wir haben wirklich ständig Angst gehabt, ihn zu verlieren. Während
des zweiten Golfkrieges, da waren wir alle drei im Militär: Mein
Bruder, ich und mein Vater war ein sogenannter... wie nennt sich das...
F: Reservist?
A: Mehr oder weniger, aber die kämpfen dann.... Die halten die Ruhe
in Bagdad. Die etwas älteren, dann gehen sie nicht direkt zum Militär,
aber tragen auch militärische Anzüge und so weiter. Aber die
bleiben halt im Irak. Die tragen auch Waffen und so weiter, aber sind
nur...
F: Es wird gesagt, daß der Irak hauptsächlich in drei Gruppen
eingeteilt werden kann: die Sumis, die Schiiten und die Kurden. Vielleicht
gibt es noch mehr Gruppen... es gibt wahrscheinlich noch mehr Gruppen.
A: Oh ja, oh ja. Es gibt uns, die Mandaiier, wir sind 120.000 Mann.
F: Wie würden Sie Ihre Gruppe selber bezeichnen?
A: Mandaiier. Wir gehören... also, wir glauben an Johannes, der Täufer.
Wir gehören zu Johannes, der Täufer. Die Mandaiier sind wir.
Dann gibt es die Christen...
F: Die Mandaiier, Johannes, der Täufer, ist das jetzt christlich
oder islamisch, oder ist das jüdisch, oder...?
A: Weder noch. Also, diese Religion ist vor den Juden, vor den Christen,
vorm Islam da. Es ist die erste Religion auf der ganzen Welt. Die Mandaiier.
Ist eigentlich sehr bekannt im Irak, ist auch anerkannt von Saddam Hussein,
von der Regierung. Ist auch im Iran anerkannt. Diese Gruppe gibt es nur
im Südiran und Irak, nur. Und wir sind auch anerkannt. Aber von uns
redet ja keiner, wir sind ja eine ganz, ganz kleine Gruppe.
F: Und die sind älter... älter als...
A: Als alle anderen Religionen.
F: ... als die anderen Religionen. Das heißt also, die teilen nicht...
oder die haben ihre eigenen Schriften? Gibt es auch Schriften?
A: Ja. Wir haben unsere eigene Sprache, unsere eigene Schrift, aber wir
haben natürlich alles verlernt. Wie gesagt, wir sind eine ganz klein,
ziemlich verteilt auf der ganzen Welt. Und wir sind ja unter den Moslems
gewohnt im Irak, und da lernt man dann... oder nimmt man... hat man dann
die Sprache und die Schrift. Und verlernt man das ganz. Mein Vater und
meine Mutter, die kannten das zwar ein bißchen, aber... die geben
das nicht weiter.
F: Heute gibt es 120.000. Hat es früher mehr gegeben?
A: Nein. Wir sind eine kleine Gruppe und wir werden auch eine kleine Gruppe
bleiben, weil wir übernehmen nicht von anderen Religionen. In diese
Religion darf keiner von anderen Religionen eintreten. Es ist nicht...
wie nennt sich das? Es ist nicht wie Christentum, wie Islam. Das heißt,
wenn ich heute sage Ich will Moslem werden, dann kann ich
ab morgen Moslem werden, oder Christ. Das ist nicht so.
F: Man kann also nicht... Mandaiier werden.
A: Nein, kann man nicht. Es gibt aber auch viele, viele Schriftsteller
oder auch... wie nennt sich das... die damals das studiert haben, aus
Deutschland. Die haben 50 Jahre mit Mandaiiern gelebt im Irak. Die wollten
gerne Mandaiier werden, nachdem die das alles erlebt haben und gemacht
und getan, konnten aber leider nicht.
F: Und ist die... Was sind die wesentlichen Unterschiede? Also, zum Beispiel
zum Christentum, oder zum...? Lesen die auch die Bibel?
A: Nein, wir lesen... die Bibel lesen wir nicht, aber das...
F: Testament.
A: Ja, Johannes der Täufer und Jesus Christus sind Cousins. Die Mutter
von Johannes der Täufer ist die Schwester... also nicht die Schwester,
ist eine Bekannte von der Mutter Maria.
F: Und wurde Ihre Gruppe unter Saddam Hussein auch unterdrückt?
A: Nein.
F: Es gab keinen Konflikt?
A: Nein, überhaupt nicht.
F: Wurden Sie gefördert?
A: Auch nicht, nein. Wir wurden nur gelassen, wie wir sind. Früher
hat man uns keine Rechte gegeben, das heißt diese Gruppe mußte
auch während ihrer Feiertage also, die religiösen Feiertage
und so weiter und so fort auch trotzdem zum Militär oder zur
Schule. Nachdem Saddam Hussein gekommen ist, hat er Religionsfreiheit
gegeben und hat gesagt: Gut, es darf jeder, auch (?) - das sind die sogenannten
Atheisten, die glauben an nichts, sondern an... die Iraker sagen: an den
Teufel glauben sie auch die haben Religionsfreiheit gekriegt, während
Saddam Husseins Regierung.
F: Die haben dann auch ihre Sonntage, ihre arbeitsfreien Tage...
A: Ja, und auch die Bäder. Die Leute, die dürfen auch einen
langen Bart tragen, auch lange Haare. Vorher durften sie das nicht, zumindest
im Militär... Und danach, also nach Saddam Husseins... Wir müssen
auch die... Ich bin nicht für ihn, aber wir müssen auch die
Vor- und Nachteile benennen. Also, wenn wir über Hussein sprechen,
über dieses Regime, dieses diktatorische Regime, dann müssen
wir auch ein paar Punkte nicht vergessen.
F: Hat Ihre unmittelbare Familie... ist die selber auch zum Opfer geworden?
Gab es hier...?
A: Ein Onkel von mir ist ein Opfer geworden. Er war Kommunist und nur
wegen seines Glaubens oder seiner... Überzeugung mußte er dann
umgebracht werden.
F: Er ist... Wie ist der umgekommen? Oder getötet?
A: Erhängt worden.
F: Wurde er abgeholt? Können Sie sich daran erinnern genau? Haben
Sie ihn gekannt?
A: Ich war ziemlich klein... Ja, klar hab ich ihn gekannt. Er war im vierten,
also im letzten Jahr in Jura. Also, er hat Jura studiert, im letzten Jahr.
Und der war ziemlich überzeugt von seiner kommunistischen Richtung.
Er wurde erstmal abgeholt, danach wußten wir eine Zeitlang nichts
über ihn. Und eines Tages haben Sie uns seine Leiche gebracht und
erzählt, daß wir die Leiche... oder Beerdigungszeremonie nicht
durchführen dürfen.
F: Also, er durfte nicht beerdigt werden?
A: Er durfte beerdigt werden, aber ohne diese Zeremonie. Bei uns gibt
es eine Beerdigungszeremonie, die dauert 3 Tage heulen, weinen,
was weiß ich, ist eine ganz komplizierte, traurige Zeremonie. Die
durfte nicht durchgeführt werden.
F: Gibt es noch irgendetwas anderes, was Sie gerne sagen würden?
Über den Zusammenhang Irak?
A: Sie haben mich erstmal gefragt, wie viele Gruppen sind da. Es gibt
auch noch die Christen,w ie gesagt. Das ist auch eine ziemlich große
Gruppe im Irak, die haben auch ihr Dasein. Und wie gesagt, Juden haben
wir auch im Irak.
F: Es gibt noch drei Juden dort...
A: Es gibt immer noch Juden im Irak. Die wurden zwar unter andere Nationalität
durchgeführt. Die haben damals das hingekriegt, Araber
in den Ausweis zu kriegen. Also, das Wort Araber und nicht
Jude in den Ausweis zu kriegen, aber das sind dann halt Juden.
Die werden immer noch im Irak auch sein. Und die anderen Juden, die damals
vertrieben worden sind, die wollen jetzt auch zurückkehren. Die haben
auch das Recht, zurückzukehren.
F: Wer hat die Juden vertrieben? Saddam? Wieso hat Saddam Juden vertrieben?
A: Es gab schon immer Probleme mit den Juden, überall, auf der ganzen
arabischen Welt. Also, ich muß ehrlich sagen, ich weiß die
Gründe nicht, wieso das so ist, aber wir können uns natürlich
das denken.
F: Ja, aber es gab schon Zeiten, in denen die Juden mit den Arabern friedlich
gelebt haben. Das hat sich jetzt... durch den ganzen Israelkonflikt hat
sich das verschärft. Aber der Israelkonflikt ist ein relativ neuer
Konflikt.
A: Also, was ich jetzt gesprochen habe, habe ich nicht gesagt, daß
die Israelis zurückkehren sollen, sondern die Juden. Die Israelis
für mich ist anders als die Juden. Die Juden das ist ein Glauben,
so wie Christen, Islam, Mandaiier, das sind Menschen. Aber die Israelis...
das sind andere Menschen. Also, wir werden die Palästinenser auch
nicht reinlassen in den Irak, das wollen sie auch...
F: Und haben Sie hier viel Kontakt mit anderen Irakern? Hauptsächlich
nur mit Deutschen? Haben Sie auch viel Kontakt mit Deutschen?
A: Ja. Ja. Ich kenne keine Iraker. Ich kenne nur ein oder zwei und mehr
auch nicht.
F: Und könnten Sie sich vorstellen auch mit einer Deutschen... deutschen
Person zusammenzuleben? Oder wäre das sehr schwierig von ihrer religiösen
Überzeugung?
A: Nö, nö. Wie gesagt, wir Mandaiier... Aber ich bin verheiratet.
F: Sie sind schon verheiratet.
A: Ich bin verheiratet, habe zwei Kinder, erwarte den dritten... Das haben
Sie natürlich nicht gewußt, konnten Sie auch nicht wissen (lacht).
Ich bin mit einer Irakerin aus Österreich, aus Linz...
F: Aha, und wie ist sie nach Österreich gekommen?
A: Ich hab sie in Österreich kennengelernt.
F: Die ist auch geflüchtet dann?
A: Ja.
F: Ja, also gibt es sonst noch etwas, was ich nicht gefragt habe, was
Sie gerne sagen möchten?
A: Eigentlich haben Sie alle Fragen gestellt, aber wir hoffen und wünschen
und bangen, daß solche Kleinigkeiten... oder solche großen
kleinen Aktionen irgendwas erreichen können, wir unsere Stimme weiterleiten
können, um zu sagen: Wir wollen die Amerikaner wirklich nicht im
Irak. Wenn, dann wollen wir, daß Irak direkt von Irakern regiert
wird. Und sie haben uns befreit, das ist schön und gut, aber jetzt
ist... jetzt reicht es. Jetzt wollen wir selber da sehen und gucken, wie
wir dann weiterkommen. Die Iraker sind dafür fähig.
F: Vielen, vielen Dank.
Rainer Ganahl - Interview mit Binan Finjan, Teil 2
F: Ja, Herr Finjan, Sie haben grade erzählt, wie Sie hierher gekommen
sind. Können Sie das vielleicht kurz auf die Kamera sprechen?
A: Das war ganz, ganz schwierig. Erst sind wir vom Nordirak in die Türkei
geflüchtet, zu Fuß. In der Türkei ein paar Monate geblieben.
Dann von Türkei nach Rumänien, mit Müllschiff.
F: Mit Ihrem Bruder zusammen?
A: Mit meinem Bruder. Und die ganze Familie. Die ganze Familie hat sich
dann in der Türkei getroffen. Und mit dem Müllschiff nach Rumänien,
von Rumänien nach Ungarn und von Ungarn... also von Rumänien
nach Deutschland praktisch fast der ganze Weg zu Fuß gewesen. Drei
Monte lang hat das gedauert.
F: Von Rumänien nach Deutschland zu Fuß?
A: Von Rumänien nach Ungarn, von Ungarn nach Tschechoslowakei, von
Tschechoslowakei nach Deutschland.
F: Zu Fuß? Ohne Autostopp?
A: Nur innerhalb der Länder. Innerhalb der Länder wurden wir
dann mit LKWs transportiert. Aber die ganzen Grenzübergänge,
die haben wir zu Fuß überquert.
F: Waren das, was man hier nennt Schlepper?
A: Ja.
F: Und sie mußten die bezahlen.
A: Ja. War nicht billig. Vor zwölf Jahren war es wirklich ziemlich
teuer. Und das war über die Weihnachts-, Sylvesterzeit Schnee
bis hier. Und wir hatten auch damals beinahe unsere Schwester verloren
im Schnee, die ist eingefroren.
F: Das heißt, Ihre Schwester ist dabei umgekommen?
A: Beinahe. Beinahe.
F: Ah, die Beine... und kann die heute gehen?
A: Ja. Sie ist fast eingefroren.
F: Gab es einen bleibenden Schaden?
A: Seelisch schon.
F: Und wie wurden Sie dann hier in Deutschland aufgenommen?
A: Sehr herzlich damals. Also wirklich, sehr, sehr herzlich. Das kann
ich also immer wieder wiederholen, wir wurden damals wirklich sehr, sehr
gut aufgenommen. Man hat uns auch damals sehr, sehr gut verstanden. Man
wollte auch damals wirklich für uns das beste tun. Durch diese Hilfe,
durch diese Unterstützung - auch die Kirchen und so weiter
haben wir das erreicht, was wir heute sind.
F: Und was für eine... Wer waren die Schlepper? Wie würden Sie
die Schlepper bezeichnen? Also, Sie müssen jetzt keine Namen nennen.
A: Nee, ganz normale, gewöhnliche Menschen.
F: Aus dem Irak? Waren das Iraker?
A: Nein, aus der Türkei.
F: Aus der Türkei. Und die sind die ganze Strecke mit Ihnen gegangen,
oder... haben Sie die aufgeteilt?
A: Hälfte sind die gegangen, Hälfte... aufgeteilt.
F: Und innerhalb der Länder gab es Fahrzeuge, die Sie gefunden haben.
Also, Sie mußten immer nur so 10 Kilometer, oder so...?
A: 10 Kilometer. An den Grenzübergängen.
F: Und Sie waren eine Gruppe von 3, oder zusammen mit anderen?
A: Wir waren ungefähr 50, 53 Mann.
F: 53 Mann?
A: Zusammen natürlich, von allen Ländern. Unter uns waren Chinesen,
war ein Libanese, war ein Palästinenser, Frauen, schwangere Frauen,
Türken, Kurden. Das war wirklich ein Mischung. Das hat sich immer
dann gesammelt.
F: Und Sie sind da völlig unerkannt geblieben, oder gab es auch Zwischenfälle?
A: Wie, völlig unerkannt?
F: Also, an der Grenze selber. Haben Sie keine Grenzposten oder so gesehen...
A: Nein, Gott sei dank nicht. Nein, wir konnten das wirklich... verschwunden
nach Deutschland ankommen.
F: Welche Grenze war am gefährlichsten?
A: Die deutsche Grenze natürlich.
F: Von Österreich nach Deutschland?
A: Von der Tschechoslowakei nach Deutschland.
F: War die bewacht?
A: Die war bewacht, also wirklich. Man hat uns beinahe mit dem Scheinwerfer
fast erwischt, aber wir siind dann unter dem... also, auf den Boden haben
wir uns hingelegt und Gott sei Dank...
F: Und es gab so eine Disziplin auch bei 50 Leuten, auch bei schwangeren
Frauen? Es gab keine Hysterie, kein Schreien, keine...?
A: Doch, ein Kind, der grad geboren gewesen war, hat angefangen natürlich
zu weinen, weil der wollte gestillt werden. Es war zu kalt, die Mutter
konnte ihm keine Milch geben, weil wenn du wirklich 10 Kilometer läufst,
dann hast du keine Kraft mehr. Und das Kind hat angefangen zu weinen,
der wollte ja gestillt werden. Sie hat ihren Mann bei sich gehabt, das
waren Palästinenser. Und er hat ein Bein verloren der Mann und sie
hat noch ein Kind. Was sie versucht hat, ist, das Kind umzubringen, das
Baby. Den Säugling umzubringen, damit sie auf die anderen... damit
ihr die anderen erhalten bleiben, weil durch die Heulerei von dem Kind
werden wir ja alle erwischt. Aber für sie waren natürlich nicht
die 50 wichtig, sondern ihre Familie. Und sie hat ihn wirklich versucht,
zu töten, aber mein Bruder hat ja immer starke Zahnschmerzen gehabt
und der hat starke Schmerztabletten gehabt. Und der hat dann eine da rein,
hat gedacht Das ist die letzte Methode. Oder wir geben ihm eine
halbe Tablette... du willst ihn sowieso umbringen. Entweder er schläft,
oder es geht weiter Und da hat er dann die Tablette gegeben, wo
wir in Berlin waren haben sie dann noch den Puls gecheckt. Das hat noch
gelebt. Gott sei Dank. Das war echt... Das ist eine ganz traumatisierte
Geschichte ,die wird ich auch nie im Leben vergessen Wie die Mutter
ihr Kind wirklich so erwürgen wollte. Nicht weil sie den erwürgen
wollte oder loswerden wollte, nur damit sie dann die anderen, das Kind
und der Vater, retten wollte.
F: Ich bin da jetzt auch verblüfft. Haben Sie noch Kontakt zu den
Leuten, mit denen Sie geflohen sind?
A: Wir haben uns alle verteilt. Wir haben uns nur im Dunkeln gesehen.
F: Wie lange... Wie viele Tage haben Sie zusammen verbracht?
A: Von den ganzen 3 Monaten ungefähr 2 Monate dann.
F: Zwei Monate waren Sie zusammen? Als Gruppe von 50?
A: Ja, aber wir sind immer nur in dunklen Räumen, an den Grenzen
manchmal auch in Dings haben wir die Zeiten verbracht, in Gewächshäusern,
damit wir nicht erkannt werden.
F: Und zu essen gab es?
A: Brot und Margarine. Und nicht mal Butter, weil die Schlepper waren
Türken und die hatten Angst gehabt, daß in irgendeinem Produkt
irgendwie Schweinefleisch oder Schweinefett oder wie auch immer drinne
ist. Die haben nur Butter... also Margarine und Graubrot gegessen.
F: Und als Sie in Berlin waren, was war dann der nächste Schritt?
A: Der nächste Schritt war, uns weiter nach Bremen zu transportieren.
Und das wurde von den Schleppern damals abgemacht.
F: Die Schlepper haben Sie nach Bremen gebracht. Wieso Bremen?
A: Er hat uns Bremen vorgeschlagen. Er hat gesagt, in Berlin ist es viel
zu schwierig für eine Familie, dort zu bleiben, mit zwei Jungs und
so, damals waren wir noch 23. Eigentlich sehr jung und meine Schwester
war ja auch noch klein. Das war seine Meinung, sein Vorschlag. Wir wollten
eigentlich alle nach Leipzig, weil dort haben wir einen Freund. Also,
Familie. Das ist eine deutsche Familie, die waren direkt unsere Nachbarn
im Irak, die Mutter ist Deutsche und der Vater ist Iraker. Und wir sind
mit denen zusammen aufgewachsen. Wir kannten die, seit wir geboren sind.
Und die sind auch während des Krieges nach Deutschland wieder zurückgekehrt.
Also, die Mutter. Der Vater wurde umgebracht. Deswegen wollten wir...
wir kennen nur die hier in Deutschland.
F: Vater war umgebracht von Saddam Hussein?
A: Von Hussein.
F: Wieso?
A: Weiß keiner. Weiß keiner. Die haben ihn als Doppelagenten
bezeichnet damals, zwischen Irak und Deutschland. Darum haben sie ihn
auch umgebracht.
F: Und dann sind Sie... Und in Bremen, wie sind Sie in Bremen aufgenommen
worden?
A: Ja, wir wollten wirklich... Wie gesagt, wir wollten nach Leipzig und
der hat uns für verrückt erklärt: Das gibt es doch
nicht... Ostdeutschland. Wir wußten natürlich nicht,
was Sache ist. Da hat der gesagt: Nach Bremen bring ich euch, in
Bremen ist ja wenig Ausländer, viele Möglichkeiten, da zu leben.
Die scheinen so zu sein, daß sie alles wissen, alles kennen von
Deutschland. Die waren auch überall, die wissen auch die Städte.
Die wissen auch, wie die die Leute dann halt verteilen. Die wissen, wo
die Jungs hinsollen, Ältere, Familien und so weiter.
F: Waren das Türken mit deutschem Pass? Oder Türken mit türkischem
Pass?
A: Wir haben nicht nach dem Pass gefragt.
F: Gibt es da eine Abmachung? Was wäre passiert im Falle eines...
Wären Sie jetzt festgenommen worden, hätten sie dann trotzdem
noch bezahlt bekommen?
A: Nee, nee. Dann hätten sie weiter versucht, uns zu transportieren,
weiter nach Deutschland zu bringen. Egal, was passieren sollte. Die haben
ja ihre Kontakte, haben sie gesagt und die werden uns dann weiterbringen.
F: Also, die hätten wahrscheinlich die Grenzbeamten bestochen, oder...?
A: Bei uns ist das Gott sei Dank nicht passiert.
F: Fahren Sie noch ab und zu in den Irak? Wann waren Sie das letzte Mal
im Irak?
A: Noch nicht. Ich koche echt von innen, in mir brennt ein Feuer. Nein
wirklich, seit ein paar Tagen schon. Über Internet hört man,
daß viele nach Irak jetzt fahren. Die sagen das auch. Die sagen,
das was im Fernsehen gebracht wird oder in den Nachrichten, ist anders
als das, was da unten ist. Aber Angst haben wir immer noch. Weiß
ich nicht, also diese Ängste...
F: Was ist... was soll anders sein?
A: Ist ruhiger. Soll ruhiger, soll schöner, soll vernünftiger
da sein. Nicht wie... diese Unruhen sind nicht wie sie das dann so rüberbringen
in den Nachrichten, daß es alles so eskaliert, so extrem. Die zeigen
also wirklich auch...wenn 3 oder 4 Leute sind auf der Strasse, gehen sich
gegenseitig rein, dann machen sie das zu einer Demonstration. So sagen
sie das. Weiß ich nicht, ich weiß es selber nicht.
F: Aber Sie haben jetzt einen deutschen Paß, sie könnten ja
dahin fahren.
A: Ja klar, kann ich, aber Angst habe ich. Solange Saddam Hussein noch
nicht erledigt ist, dieser... diese Macht, die sogar hier Iraker im Ausland
auseinanderhält, weil wir Angst voreinander haben.
F: Also, Sie haben auch etwas Angst hier vor anderen Irakern.
A: Ja, klar.
F: Weil sie nicht wissen, ob das jetzt Saddam...
A: Auch in den ganzen 12 Jahre. Deswegen sind die Iraker... oder kennen
die Iraker sich gegenseitig nicht. Das ist ein Grund. Wenn du jetzt irgendeinen
Iraker fragst: Warum nimmst du keinen Kontakt auf zu Irakern,
dann wird er dir sagen: Weil ich nicht weiß, aus welcher Richtung
er ist, oder zu welcher Partei er gehört oder was ist das für
ein Mensch. Das ist das.
F: Gab es auch Repressalien gegenüber Irakern im Ausland, daß
also irgendein Agent kommt und jemandem was Schlechtes antut?
A: Früher? Ja, früher sind die Iraker mit einer schwarzen Büchse,
sagt man, nach Irak transportiert worden. Deswegen hat man Angst.
F: Die sind hier rumgegangen... Schwarze Büchse heißt...?
A: Ja, Schwarze Büchse. Sie haben sie in eine Box reingetan. Also,
irgendwie, irgendwo gekriegt, wenn sie jetzt... Also, wo wir im Irak noch
waren, davon haben wir wirklich vieles gehört und auch vieles gesehen
im Fernsehen, daß der Asylant irgendwo gewesen war. Die zeigen dann
im Fernsehen: Und den haben wir so zurückgebracht vom Ausland.
Die kriegen ihn irgendwie...
F: Und dann erschossen?
A: Ja, unter Narkose, wie auch immer... geschlagen, Dann transportieren
sie ihn wieder nach Irak mit einer Büchse, wie gesagt, also wirklich
eine Box und dann wird der halt transportiert nach Irak. Und im Irak wird
er dann sein Faith erleben müssen, sein Schicksal erleben
müssen.
F: Das heißt also, sie haben auch in den letzten 12 Jahren auch
immer wieder leicht Angst gehabt, daß vielleicht doch was passiert?
A: Leicht. Leicht ist immer schön... übertrieben.
F: Haben Sie Angst gehabt?
A: Ja.
F: Die ganze Familie?
A: Oh ja, klar. Klar.
F: Ich habe ja ein Projekt in Holland gehabt, das war... da waren die
Leute auch sehr ängstlich. Sie haben keine Namen gegeben und...
A: Ja, aber in Holland ist das nicht... wirklich nicht so ganz der Fall.
In Deutschland gibt es ja ein paar Organisationen und auch Vereine, die
sich darum kümmern, die Iraker unter sich zu bringen, oder...oder...
halt sich gegenseitig kennenzulernen. In Deutschland ist das nicht der
Fall. Deswegen habe ich das schon immer kritisiert hier in Deutschland.
Ich fand die Ausländerpolitik nicht so besonders, weil... erstens:
wenn einer hier nach Deutschland kommt, dann kriegt der Sozialhilfe und
darf er dann zuhause sitzen. Es kümmert sich keiner um ihn. Solange
er da lebt und keinen Ärger macht und so, dann kriegt er seine Sozialhilfe.
Also, der muß nicht studieren gehen, der muß nicht arbeiten
gehen, der muß nichts machen. Gut, das hört sich vielleicht
jetzt ein bißchen anti-foreigners an, also anti-ausländisch.
Ich bin selber Ausländer und wenn Deutschland sich ein bißchen
um die Ausländer kümmern sollte, daß sie gleich... wenigstens
die Sprache ein bißchen lernen.
F: Die Integrationspolitik.
A: Richtig, die Integrationspolitik fehlt hier. In Holland ist das nicht
so. Die kriegen keine Sozialhilfe, wenn sie nicht studieren gehen. In
Schweden ist es genauso.
F: Als Sie hierher kamen, welche Sprachen konnten Sie schon?
A: Englisch und Arabisch.
F: Deutsch haben Sie hier gelernt
A: Ja.
F: Sie müssen jetzt? Ja, also danke!
IRAQ DIALOG
WITH FINAN BINAN
Finjan Binan, born in Badhad, since
1992 in Germany, business men, living near Bremen.
Finjan and I started our conversation
electronically before the war happened. He had time to work on the logos
I was preparing on a web site.
In June 2003, I went to Bremen and
met him. We conducted an interview - see some
video clips - and he left me his prepared papers (see below).
Different to other dialog partners,
Finjan Binan prepared his answers on a seperate sheet of paper and he
left it up to me to put i t into an arabic font
and organize it on the space.
also, below, you can find logos that
are hand drawn by me because I didn't have a printer... these news covers
were harvested from CNN in
mid-June 03 and his comments are written
onto the sheets the translation into German included.








\













translation: only the Iraqi flag will
be placed over Iraq.














Whether 7 or 27, the people dying are Iraqis.
They are fighting for their freedom.

For them (U.S.+ UK military) all Iraqi's
are suspects until they are fully and totally subjugated.

I don't see it in such bright colors
(rosig - pink) as others do.
Iraq dialogs
installed in PUBLIC SPACE
GAK
- INSTALLATION VIEW
gak
2 - INDIVIDUAL WORKS - reading frantz fanon... arabic.. (bush lingo
drawings)
gak
3 - INDIVIDUAL WORKS - news papers...
gak
4 - INDIVIDUAL WORKS - seminars/lectures
about this
exhibition
texts: (German) Verfeinerte
Informationen - Versteinerte Politik / (English)
Refined Information and Petrified Politics, 2003
Interviews with Iraqi Dialog Partners:
Finjan Binan and Ahmet
Baban
about
this exhibition
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